"Es ist eine Frage der Zeit, wann das Ideal den Namen wechselt und sich Natur nennen wird", sagte Tanja Blixen. Vor Augen führt dies das Festival La Gacilly / Baden.

Foto: Den Einblick in den Fotoband „I Love Africa!“ dokumentierte Lukas Friesenbichler

"Sehen ist anders als erzählt bekommen", besagt ein weises kenianisches Sprichwort. Zum Sehen, zum Flanieren und Staunen lädt derzeit das größte Open-Air-Fotofestival La Gacilly in Baden bei Wien ein. Hierzulande sind Namen wie Seydou Keita, Malick Sidibé, Aida Muluneh, Jean Depara oder Sammy Baloji bisher weitgehend unbekannt. Absolut zu Unrecht, wie auch die akkordierte Publikation eindrucksvoll beweist. "Nichts fürchtet der Mensch mehr als die Berührung durch Unbekanntes", meinte Elias Canetti.

Entgegen dieser tradierten In-sich-Gekehrtheit und auch hierzulande weitverbreiteten xenophoben Abgewandtheit bietet I Love Africa! einen positiven Gegenpol. Verantwortung für Mensch und Tier, für Fauna und Flora auf allen Kontinenten zu aktivieren ist neben dem kulturellen Aspekt die wesentliche Botschaft von Lois Lammerhuber und Jacques Rocher. "Träumen heißt durch den Horizont blicken", sagt ein zentralafrikanisches Sprichwort.

Überdimensionale Präsenz

Durch die überdimensionale Präsenz pittoresker Schönheit gefährdeter Tierarten und bedrohter Lebensräume sollen Menschen mit der akuten Gefährdung und Verschwendung natürlicher Ressourcen konfrontiert werden. Gleichzeitig aber will man faszinieren mit Andersartigem, Fremdem, Bizarrem und schlichtweg Schönem. Über all dem opulenten Augenschmaus schwebt das Ideal eines friedvollen Zusammenlebens. Bleibt nur an eine alte Weisheit der Bantu zu erinnern, welche besagt: "Augen sind nie satt!" (Gregor Auenhammer, Album, 26.7.2018)