München – Karl-Heinz Rummenigge kritisiert den Deutschen Fußballverband (DFB) scharf. "Mir fehlt im Moment die klare professionelle Handhabe der Krisensituation. Es wundert mich aber auch nicht, der DFB ist nur noch durchsetzt von Amateuren. Mir fehlt da die Fußball-Kompetenz", sagte der 62-jährige Boss des FC Bayern am Freitag.

Präsident Reinhard Grindel, ja die gesamte Führungsriege des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bekam für das Missmanagement bei der Aufarbeitung des historischen WM-Desasters ihr Fett weg. Einzig Bundestrainer Joachim Löw nahm Rummenigge von seiner harschen Schelte aus. Dem Coach sei der DFB auch aufgrund des WM-Titels von 2014 "zur Dankbarkeit verpflichtet". Die Entscheidung, mit ihm weiterzumachen, daher die richtige: "Er hat zwölf Jahre einen überragenden Job gemacht."

"Amateure"

Zu den Beratungen am Donnerstag in Frankfurt seien "die ganzen Landesfürsten eingeladen und dann offensichtlich mit viel Valium erstmal beruhigt worden. Aber das ist nicht der Ansatz, eine Krise zu bewältigen, wie man sie bei der WM erlebt hat." Die Regional- und Landesverbände hatten nach einer Sitzung Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff und Löw ihr Vertrauen ausgesprochen. Beim DFB kätten Amateure das Geschehen übernommen, so Rummenigge. Der DFB müsse sich mehr "dem professionellen Fußball öffnen.

Auch das Verhalten in der Affäre um Mesut Özil, den Bierhoff und Grindel mit öffentlichen Äußerungen in die Position eines Alleinschuldigen brachten, stößt Rummenigge sauer auf. "Die ganze Geschichte ist nicht gut gehandhabt worden, aber jetzt Mesut Özil als exklusiven Sündenbock darzustellen: Sorry, das halte ich für weit überzogen", sagte er.

Vorbild Mayer-Vorfelder

Rummenigge empfahl, sich bei der Aufarbeitung des Russland-Debakels an das Jahr 2000 zu erinnern. "Da hat Deutschland eine EM in den Sand gesetzt. Aber damals gab es eben einen Profi an der Spitze. Gerhard Mayer-Vorfelder hat sich mit den Verantwortlichen der Bundesliga hingesetzt, in erster Linie mit den Vereinen, die die Nationalspieler abgestellt haben, und dann relativ schnell mit klugen Schachzügen die Kurve gekriegt."

Die Geburt der Nachwuchsleistungszentren sei damals "das Wichtigste" gewesen. "Aus denen sind dann in der Folge die Müllers, Neuers, Lahms und Schweinsteigers entstanden", beschrieb Rummenigge. In der aktuellen "Krise des DFB" sei er nicht überzeugt, "dass mit diesen Leuten die richtigen Ansätze gefunden werden. (sid, 20.7. 2018)