Wien – Drei Monate lang haben sie in der Busgarage Leopoldau Trockentraining absolviert. Am Freitag wurde es ernst: Zum ersten Mal waren zwei fahrerlose Busse der Wiener-Linien-Flotte unter Realbedingungen auf einer öffentlichen Strecke unterwegs. Sie mussten etwa einen halben Kilometer in der Seestadt zurücklegen.

Die autonom fahrenden E-Busse bieten 11 Passagieren Platz, ein Operator ist immer an Bord. 2019 soll der Fahrgastbetrieb starten.
DER STANDARD

Die in Rot-Weiß gehaltenen Kleinbusse bimmeln vor der Abfahrt, dürfen mit maximal 20 km/h unterwegs sein und haben Platz für elf Personen, aber keine Fahrerkabine. Dafür steht ein sogenannter "Operator" zur Verfügung. Über einen Bildschirm kann er dem Bus, falls notwendig, bestimmte Befehle erteilen.

Geglückte Premiere

Dass so etwas passiert, können die Projektentwickler – beteiligt ist neben den Wiener Linien unter anderem das Austrian Institute of Technology – aber ohnehin bereits mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen: Dem Bus wird beigebracht, wie seine Strecke aussieht – mittels Sensoren scannt er während der Fahrt dann die aktuellen Bedingungen, erkennt Hindernisse und bleibt stehen. Eine Premiere glückte den Projektentwicklern an diesem Testtag ebenfalls: Zum ersten Mal kommunizierte in Österreich ein autonomer Bus mit einer technisch aufgerüsteten Ampel mittels W-Lan-Technologie.

Diesen Herbst sollen die autonomen E-Busse fahrgastlose Testfahrten auf der vorgesehenen, zwei Kilometer langen, Seestadt-Strecke absolvieren, die bei der U2-Endstation starten soll. Ab dem Frühjahr 2019 sind dann auch reguläre Fahrgäste erlaubt. Kinderwägen und Rollstühle sind tabu. Außerdem müssen alle Fahrgäste sitzen. Sechs Haltestellen sind vorgesehen, vermutlich werden die Busse zwischen 8 und 13 Uhr unterwegs sein. Die maximale Laufzeit der E-Busse beträgt neun Stunden.

Zukunftsmusik

Dass autonome Busse in naher Zukunft in der Innenstadt unterwegs sind, schließen die Wiener Linien aus. Ziel ist ohnehin eher, die Busse als "Last Mile"-Angebot einzusetzen – also Lücken zwischen Wohnort und bestehenden Öffi-Angeboten zu schließen. Im besten Fall "on demand", also ähnlich der bestehenden AST-Taxis. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Zuerst soll in der Seestadt ausführlich getestet werden. Das Forschungsprojekt wird vom Bund gefördert und ist vorerst bis 2020 begrenzt. Tickets brauchen die Passagiere nicht, die Busse sind nicht Teil des offiziellen Netzes. Bei Schlechtwetter bleiben sie vorerst in der Garage. Die Sensoren müssen erst lernen, mit diesen Anforderungen umzugehen. (Vanessa Gaigg, Michael Luger, 20.7.2018)