Für viele ein Star – trotz oder wegen seines bisweilen wenig präsidialen Auftretens: Donald Trump.

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Washington – Hat er Nein gesagt oder Ja oder doch vielleicht? In den drei Tagen seit seinem Treffen mit dem russischen Amtskollegen Wladimir Putin hat Donald Trump ein schwindelerregendes Verwirrspiel aufgeführt. Erst zweifelt der US-Präsident am eigenen Geheimdienst, dann will er sich nur versprochen und das Gegenteil gemeint haben. Wen das irritiert, der ist nach Trumps Meinung selbst schuld: "So viele Leute am oberen Rand der Intelligenz liebten meinen Auftritt bei der Pressekonferenz in Helsinki", ist er überzeugt.

Tatsächlich hat Trumps kritikloser Umgang mit Russland in den vergangenen Tagen in Amerika parteiübergreifende Empörung ausgelöst. In einer Umfrage von CBS bescheinigen ihm nur 32 Prozent der Befragten, den Gipfel ordentlich gehandhabt zu haben.

Allerdings: Bei den Republikanern kommt er auf eine Zustimmungsrate von satten 68 Prozent. Diese Zahl erklärt, warum Trump trotz Chaos im Weißen Haus sicher im Sattel sitzt.

"Trump-Partei"

Trump mag der Präsident mit den historisch schlechtesten Umfragewerten sein. Die eigenen Wähler aber halten ihm die Treue. 90 Prozent der Republikaner stehen nach einer Gallup-Umfrage von Anfang Juli hinter Trump. Der frühere republikanische Spitzenpolitiker John Boehner hat das so beschrieben: "Es gibt keine Partei der Republikaner. Es gibt eine Trump-Partei."

Deswegen kann Trump ungestraft urrepublikanische Positionen schleifen: die traditionelle Distanz der Konservativen zu Russland, die Zusammenarbeit mit den Verbündeten in der Nato und der G7, das Credo offener Märkte. Trumps Handelskrieg geht zulasten der Farmer und der Industriearbeiter, die ihn gewählt haben. Aber eine flächendeckende Abkehr hat das nicht ausgelöst.

Ein Reporter des Kansas City Star fuhr in das 17.000-Einwohner-Nest Poplar Bluff im US-Bundesstaat Missouri, wo der Nagelfabrikant Mid Continent Nail wegen der Stahlzölle vor der Pleite steht. Enttäuschte Wähler fand er dort nicht. Ja, sagte ihm einer, seine Freunde würden nun wohl ihren Job verlieren. "Aber ich glaube nicht, dass sie sich gegen ihn (Trump) wenden werden." So wie in Poplar Bluff vertrauen viele Trump-Wähler darauf, dass ihr "Dealmaker" die Verhandlungspartner in Europa und China in die Knie zwingen wird. Denn noch boomt die US-Konjunktur, und die Arbeitslosigkeit ist so niedrig wie lange nicht.

Fox-News-Weltbild

Das Weltbild der Trump-Fans speist sich aus Fox News, dem Fernsehsender, in dem sich der Präsident nach der Blamage von Helsinki seiner "Erfolge" brüsten durfte, während Moderator Sean Hannity ihm die Stichpunkte lieferte. Zwar leistete sich sogar Fox vorsichtige Kritik am Verhalten Trumps gegenüber den Russen. Nachhaltige Konsequenzen dürfte die aber so wenig haben wie die wachsende Unruhe im Kongress.

Der republikanische Berater Mike Murphy beschreibt die Überlegungen seiner Parteifreunde so: "1: Trump ist eine Schande. 2: Ich sage das morgen in einer wütenden Pressekonferenz. 3: Nichts ändert sich, Trump bleibt verrückt und bleibt Präsident. 4: Ein Verrückter schlägt mich in der nächsten Vorwahl. Also was hilft mein politischer Selbstmord?"

Dass das keine Fiktion ist, hat der Politiker Mark Sanford erlebt, dessen Karriere Trump mit einem einzigen Tweet beendete. Nachdem Trump den Daumen über Sanford gesenkt hatte, stellte die Basis in South Carolina für die Kongresswahl dessen Gegenkandidatin auf. Spätestens seit diesem Vorfall begehrt gegen Trump nur noch auf, wer politisch nichts mehr zu verlieren hat.

"Ich könnte in der Mitte der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler verlieren", hat Trump 2016 gesagt. Daran hat sich bislang nichts geändert. (Ines Zöttl aus Washington, 20.7.2018)