Kabul – Begleitet von Gewalt ist Afghanistans umstrittener Vizepräsident Abdul Rashid Dostum am Sonntag in sein Heimatland zurückgekehrt. Nach seiner Landung auf dem Flughafen in Kabul sprengte sich dort nach Behördenangaben ein Attentäter inmitten der Menge in die Luft, die Dostum erwartete. Mindestens elf Menschen wurden demnach getötet und 14 weitere verletzt, der Vizepräsident blieb unversehrt.

Die Explosion ereignete sich am Eingang des Flughafens, als die dort versammelten Regierungsmitarbeiter, Politiker und Anhänger Dostums den Airport verlassen wollten. Dostum war laut einem AFP-Reporter vor Ort zuvor in einem gepanzerten Auto abgefahren. Er sei unverletzt, bestätigte sein Sprecher.

Dostum war im Mai vorigen Jahres in die Türkei geflohen, weil ihm in Afghanistan ein Verfahren wegen Misshandlung, Entführung und Vergewaltigung eines Rivalen drohte. Er soll Ende 2016 seinen Leibwächtern befohlen haben, seinen Widersacher tagelang zu verschleppen, zu foltern und zu missbrauchen.

Dostum ist ethnischer Usbeke und der einflussreiche Anführer der Minderheiten im Norden Afghanistans. Er half den USA 2001, die radikalislamischen Taliban zu entmachten. Zugleich ist er wegen schwerer Verbrechen nach dem Sturz der Taliban sehr umstritten. Afghanistans Präsident Ashraf Ghani hatte Dostum 2014 zu seinem Stellvertreter ernannt, um bei den ethnischen Minderheiten im Norden seines Landes zu punkten.

Nach Angaben des Sprechers von Ghani wurde Dostum mittlerweile "behandelt" und soll seine Arbeit als Vizepräsident nach seiner Rückkehr aus dem Ausland wieder aufnehmen. Fragen nach möglichen Ermittlungen gegen Dostum wich der Sprecher aus. Die Justiz sei unabhängig, die Regierung "mischt sich nicht in deren Entscheidungen ein", sagt er. (APA, 22.7.2018)