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Pablo Casado untertreibt. Die Abstimmung um den Chefsessel der spanischen PP hat er nicht knapp, sondern deutlich gewonnen.

Foto: AP / Francisco Seco

Madrid – Spaniens größte Oppositionspartei, der konservative Partido Popular (PP), hat seit Samstag einen neuen Chef – und seine Wahl ist eine kleine Überraschung. Pablo Casado, Vizesekretär für Kommunikation und Abgeordneter für die konservative Hochburg Ávila, setzte sich mit 57 Prozent der Stimmen im Rennen um die Nachfolge von Ex-Premier Mariano Rajoy durch. Casado ist der jüngste Parteichef, den der PP in seiner 40-jährigen Geschichte bisher hatte – und er steht deutlich weiter rechts als sein Vorgänger.

Casado gelang der Sieg, in dem er an die ideologischen Werte der spanischen Rechten appellierte. Er spricht von Familie, ist gegen die Fristenregelung, versprach die "Rückeroberung" Kataloniens und die Abschaffung "ungerechter Steuern", wie die auf Erbe und Unternehmergewinne. Mit dieser Auffassung, die stark an seinen politischen Ziehvater, Ex-Regierungschef José María Aznar, erinnert, setzte er sich durch.

Verbindungen nach Washington

Casado, verheiratet und Vater zweier Kinder, will mit seiner harten Linie die Wähler zurückholen, die an die rechtsliberalen Ciudadanos (Cs) und die ultrarechte Vox verlorengegangen sind. Doch das Ganze birgt eine Gefahr: Casado, der immer wieder mit seinen Angriffen auf den Feminismus für Aufsehen sorgt, räumt freiwillig die politische Mitte. Dort fühlte sich der 37-Jährige aber ohnehin nie wohl, seit er sich von der Parteijugend hochgedient hat. Über den Thinktank Friends of Israel steht er in enger Verbindung mit Politikern der Trump-Regierung.

Allerdings könnte der junge Parteichef schon bald von einem Skandal in der Hauptstadtregion Madrid eingeholt werden, die Gruppe gilt als eine der korruptesten im PP. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen eines Masterstudiengangs an der Universität König Juan Carlos (URJC). Die Madrider Chefin der Regionalregierung trat zurück, als sich herausstellte, dass sie einen Titel in Verwaltungsrecht ihr Eigen nennt, ohne an Prüfungen oder am Unterricht teilgenommen zu haben. Casado hat den gleichen Titel – und auch er erschien, wie es heißt, nie im Unterricht.

Titel in vier Monaten

Und selbst bei seinem Jusstudium scheint nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Als er 2007 ins Regionalparlament gewählt wurde, fehlten ihm zwölf von 25 Prüfungen. Er bestand sie alle an einem privaten Institut – innerhalb von nur vier Monaten. Die Universität Complutense, mit der das Institut zusammenarbeitete, prüft jetzt, ob sie ihm seinen Titel deshalb aberkennen soll. (Reiner Wandler, 23.7.2018)