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Neue Modelle und Internationalisierung sind das Erfolgsrezept von Mike Manley.

Foto: AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON

Turin/Wien – Mit fusionierten Konzernen hat Mike Manley so seine Erfahrungen. Der Brite kam im Jahr 2000 zu Chrysler, als der US-Autobauer in einer Allianz mit Daimler seine Runden drehte – und später in die Werkstatt fuhr. Nun wird Manley Chef von Fiat Chrysler, einem weiteren Experiment eines globalen Autoverbunds. Allerdings haben sich die Zeiten geändert, und der 54-jährige Nachfolger von Sergio Marchionne hat wesentlichen Anteil daran: Heute ist Chrysler keineswegs mehr jener Klotz am Bein der Italiener, der man einst unter deutscher Dominanz war.

Gerade die von Manley geleitete Marke Jeep trug dazu bei, dass Chrysler den Umschwung nach der Trennung von Daimler und der späteren Pleite im Jahr 2009 schaffte. Die Finanzkrise hatte die Schwächen des in Auburn Hills im US-Bundesstaat Michigan ansässigen Unternehmens schonungslos offengelegt. Zwar hatte auch General Motors den Schutz des Staates benötigt, doch schaffte es die Nummer eins ohne Insolvenz. Chrysler hingegen scheiterte 2009 an einer beabsichtigten Umschuldung.

Internationalisierung

Für Manley kam damals die große Stunde. Nach dem Einstieg von Fiat avancierte er zum Leiter der Marke Jeep, die seither einen rapiden Aufstieg nahm. Die Verkäufe vervielfachten sich von anfangs rund 300.000 Stück auf 1,4 Millionen im Vorjahr. Manley gelang dabei vor allem die internationale Aufstellung des Geländewagens, der zunehmend auch in anderen Ländern produziert wird – u. a. in Mexiko, Indien und China. Bis 2009 wurde der Jeep Commander auch in Graz hergestellt.

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Manley auf der Detroit Automesse.
Foto: AP Photo/Carlos Osorio

Was die italienisch-amerikanische Allianz noch mehr erfreut als die rasant steigenden Stückzahlen: Jeep ist mit Abstand die profitabelste Marke des weltweit siebentgrößten Autokonzerns. In einer Analyse der Investmentbank Morgan Stanley vor einem Jahr wurde die bemerkenswerte Berechnung angestellt, dass Jeep auf einen Unternehmenswert von 120 Prozent von Fiat Chrysler komme. Anders ausgedrückt: Ohne die Geländewagensparte wäre der Restkonzern nicht einmal nichts wert.

Vorbild Ferrari

Kein Wunder, dass immer wieder über ein Spin-off von Jeep nach dem Vorbild von Ferrari spekuliert wird. Auch der Rennwagenhersteller wurde von Fiat an die Börse und somit ein Stück von der Leine gelassen.

Manley jedenfalls wird großer Anteil am Erfolg von Jeep nachgesagt, wie Fiat-Chrysler-Chairman John Elkann in einer Mitteilung festhält, in der auch die hohe Profitabilität der Marke unterstrichen wird. Auch der Pick-up Ram wird seit Oktober 2015 von Manley gesteuert. Dass erstmals ein Nicht-Italiener bei Fiat am Schalthebel sitzt, dürfte freilich auch mit der internationalen Erfahrung des Autoveteranen zu tun haben.

Workaholic

Der Absolvent eines Management-Colleges und Bachelor der Ingenieurwissenschaft war bei mehreren Autoherstellern tätig, bevor er von Daimler-Chrysler engagiert wurde. International Sales und Produktplanung zählten zu den vielen Aufgaben, die der mit typisch trockenem Humor ausgestattete Manager wahrnahm. Mit dem Aufbau der Region Asien-Pazifik trug er wesentlich zur Internationalisierung von Fiat Chrysler bei.

Der als Workaholic geltende Manley muss an der Spitze des Autokonzerns das Rad nicht neu erfinden, hat doch Marchionne viele Weichen schon gestellt. Die Gruppe will sich insbesondere im Bereich der E-Autos etablieren und dazu neun Milliarden Euro in die Hand nehmen. Der Diesel ist nach dem Plan ab 2022 Geschichte. Und Manley wird es sein, der über eine industrielle Partnerschaft befinden soll, bei der Hyundai aus Südkorea als heißer Kandidat gilt. (as, 22.7.2018)