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Sebastian Vettel leistete sich beim Heim-GP einen verhängnisvollen Fehler.

Foto: AP Photo/Jens Meyer

Hockenheim – Sebastian Vettel will sich von seinem weggeworfenen Heimsieg im Formel-1-Grand-Prix von Deutschland nicht unterkriegen lassen. Ein Fahrfehler im leichten Regen kostete den Ferrari-Star in Hockenheim den Triumph und die WM-Führung. Nächsten Sonntag hat Vettel in Ungarn aber bereits wieder die Chance, Boden auf Lewis Hamilton gutzumachen – und mit einem positiven Gefühl in die Sommerpause zu gehen.

"Kleiner Fehler, große Enttäuschung"

"Ich glaube nicht, dass es ein großer Fehler war", gab sich Vettel trotz des K. o. vor der voll besetzten Tribüne in seiner Heimat gelassen. Der 31-Jährige entschuldigte sich bei seinem Team. "Ich habe es in der Hand gehabt – kleiner Fehler, große Enttäuschung. Aber ich glaube nicht, dass ich wegen dem, was ich falsch gemacht habe, Probleme habe einzuschlafen."

17 Punkte liegt Vettel nach elf von 21 Saisonrennen nun hinter WM-Leader Hamilton. Das Duell der vierfachen Weltmeister war in den vergangenen Wochen von Dramen geprägt. Erst verlor Hamilton durch ein technisches K. o. in Spielberg die WM-Führung, nach einer Berührung mit Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen verlor der Engländer in seinem Heim-Grand-Prix in Silverstone weitere Punkte.

Hamilton bejubelt Husarenstück

In Vettels Heimat schlug er zurück, die Genugtuung war nicht zu übersehen. "Das ist sicher einer der größten Erfolge meiner Karriere", betonte Hamilton. Der 33-Jährige hatte davor immerhin schon 65 Formel-1-Rennen gewonnen.

Von Startplatz 14 aus zum vierten Saisonsieg zu fahren war aber ein Husarenstück. Im Qualifying war er nach einem Ausritt samt Hydraulikschaden, der ihm die schlechte Ausgangsposition beschert hatte, noch enttäuscht neben seinem Wagen gekauert.

"Es war sehr viel Negativität an diesem Wochenende, aber ich habe gehofft, dass der Regen kommen und die ganze Negativität wegwaschen würde", erklärte Hamilton. Er wurde erhört. In der zweiten Rennhälfte setzte in einigen Streckenteilen Regen ein und wirbelte das Klassement durcheinander. "Es ist passiert. Es ist ein echter Traum und ein Tag, den ich immer in Erinnerung behalten werde."

Keine Bestrafung für Boxeneinfahrt-Manöver

Dabei musste der Brite bis drei Stunden nach Rennende zittern, ehe er sich seines Sieges sicher sein durfte. Im turbulenten Finish hatte sich Hamilton kurzfristig gegen einen Reifenwechsel entschieden, überfuhr daher verbotenerweise die Trennlinie der Boxeneinfahrt samt Grünstreifen. Er kam mit einer Verwarnung davon. Im Regelwerk heißt es, dass das Überfahren der Linie nur bei "höherer Gewalt" erlaubt ist.

Die Sportkommissäre hielten Hamilton zugute, dass er seinen Fehler offen eingestand. Sein Team Mercedes führte zudem das hektische Geschehen in der von Regen beeinflussten Schlussphase ins Treffen. Die Formel 1 ersparte sich durch das Urteil die Blöße, Stunden nach einem denkwürdigen Rennen einen neuen Sieger küren zu müssen. Es wäre Hamiltons Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas gewesen.

Hochsaison der Stallorder

Ferrari musste sich mit Platz drei von Räikkönen zufriedengeben. Für Gesprächsstoff sorgte eine Stallorder, nach der Räikkönen Vettel vor dessen Ausfall passieren ließ. Im Finish bremste Mercedes zudem Bottas beim Versuch ein, Hamilton den Sieg noch abzujagen.

Zur Saisonhalbzeit scheinen die Fronten endgültig klar bezogen: Die WM ist ein Duell der beiden Alphatiere – eines, das weitere spannende Wendungen verspricht. (APA, Reuters, 23.7.2018)