Ehrung zum Beachvolleyball-Trainer des Jahres für Robert Nowotny.

Foto: BeachMajors_Marko

Sind von Robert Nowotny (m.) "nicht im klassischen Sinn zu trainieren": Alex Horst (l.) und Clemens Doppler (r.).

Foto: FIVB

STANDARD: Sie haben Clemens Doppler und Alex Horst im Vorjahr zum Vizeweltmeister-Titel gecoacht, sind dieses Jahr zum besten Trainer auf der World Tour gewählt worden. Was können Sie besser als andere Beachvolleyball-Trainer?

Nowotny: Ich habe vielleicht einfach nur verstanden, dass Clemens und Alex nicht im klassischen Sinne zu trainieren sind. Wir haben auf der World Tour viele Systeme analysiert, gesehen wie Teams arbeiten. Einen Diktator als Trainer brauchen die beiden mit ihrer langjährigen Erfahrung nicht. Wir sind gute Freunde. Es ist ein Austausch, wir entscheiden viel gemeinsam. Ich hab selbst noch gegen sie gespielt, sie sind eine sehr spezielle Paarung.

STANDARD: Als Trainer ist es im Beachvolleyball wie im Tennis. Man darf von außen nicht eingreifen. Ein innere Qual für Sie?

Nowotny: Wir sitzen im selben Boot, aber ich darf nicht steuern. Meine Aufgabe ist es, dass die Spieler den Matchplan verstanden haben, ab dann bin ich Passagier. Das kann vor allem bei Clemens sehr anstrengend sein, der es gerne nach dem Motto "Am Ende werden wir es eh richten" angeht. Ich hätte gerne, dass er es schon vorher richtet.

STANDARD: Wo liegen die Stärken von Doppler/Horst?

Nowotny: Sie haben Erfahrung, können ein Spiel lesen. Wir müssen taktisch besser sein als unsere Gegner, brauchen mehrere Matchpläne. Das hilft dir aber nichts, wenn sich Spieler diese bis zum Schluss einer Partie nicht merken. Alex und Clemens können das.

STANDARD: Ihre Schwächen?

Nowotny: Sie sind kein klassisches Beachvolleyball-Duo, wo du vorne einen starken Blocker hast und hinten läuft einer alles ab. Der Block wird immer wichtiger in diesem Sport. Unsere Gegner am Netz sind inzwischen im Schnitt zwischen zwei und 2,17 Meter groß. Clemens ist kein ausgebildeter Blocker. Seine 1,99 Meter sind eh brav, aber er hat schon drei Kreuzbandrisse in den Knien hinter sich, wobei jede Operation fünf Zentimeter Sprungkraft kostet. Und er wird heuer 38 Jahre alt. Körperlich sind wir manchen Teams unterlegen.

STANDARD: Was zeichnet Doppler/Horst aus, abgesehen davon, dass sie beide gute Volleyballer sind?

Nowotny: Ein Siegeswillen, der manchmal sogar zu groß ist. Die Kunst ist es, negative Energie durch Fehler des Mitspielers in positive Energie umzuwandeln. Bei Alex und Clemens spürt man immer eine Spannung, es macht den Eindruck, als ob sie total böse aufeinander sind. Sind sie aber nicht. Die machen sich das schon untereinander aus.

STANDARD: Alex Horst gilt als sehr ehrgeizig.

Nowotny: Alex ist ein Bullterrier, geht auf Konfrontation mit Schiedsrichtern und Gegnern. Er hat es geschafft, sich eine Stimme zu verschaffen unter den Großen, weil er ein Edeltechniker ist. Es gibt kaum einen Spieler auf der Tour, der so gute Hände und so gutes Spielverständnis hat. Clemens braucht manchmal einen Tritt in den Hintern, kann sich aber auf seine Routine vor allem in der Schlussphase eines Spiels verlassen.

STANDARD: Ist man als Beachvolleyball-Trainer Mädchen für alles?

Nowotny: Ich bin beim Österreichischen Volleyball-Verband (ÖVV) als Nationalteam-Trainer angestellt für alle Beach-Herren, mein Fokus liegt aber auf Clemens und Alex. Ich fliege mit ihnen um die Welt, mache Pressearbeit und Marketing für sie, bin mentale Stütze. Nur massieren tue ich sie nicht.

STANDARD: Was ist Ihnen als Trainer besonders wichtig?

Nowotny: Dass gute Laune herrscht. Die wird mit dem Alter immer wichtiger. Der Hauptgrund, warum viele Spieler ihre Karriere beenden, ist der Kopf. Wir sind 150 Tage im Jahr rund um den Globus unterwegs. Dabei geht es auch um Feinabstimmung in der Organisation. Wenn der Verband nur ein vier Quadratmeter großes Zimmer zahlen kann, werden sich die zwei auf dem Feld auf die Nerven gehen. Da muss ich als Manager Geld in die Hand nehmen und ein größeres Zimmer organisieren. Außerdem schnarcht Alex sehr laut.

STANDARD: Vom Preisgeld lässt es sich nicht leben. Ihr Betrieb ist abgesichert durch Förderungen und Sponsoren.

Nowotny: In Österreich können nur eine Handvoll Beachvolleyballer von ihrem Sport leben. Die Sportförderung muss jedes Jahr aufs Neue durch Leistung erkämpft werden. Wenn Alex und Clemens demnächst die Aufnahme zur Polizei schaffen, dann sind sie auch nach ihrer Sportkarriere sozial abgesichert. Diese Möglichkeit hat sich erst aufgetan, seitdem sichtbare Tätowierungen im Polizeidienst erlaubt sind. (Florian Vetter, 2.8.2018)