Wohnungen mit einer Monatsmiete bis zu 700 Euro werden am Markt besonders nachgefragt.

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Immer mehr Menschen können sich das Wohnen im Erdgeschoß vorstellen. 27 Prozent der für eine Wohnstudie des Maklerunternehmens S Real und der Online-Plattform Wohnnet Befragten würden sogar am liebsten im Erdgeschoß wohnen. Die Realität am Wiener Wohnungsmarkt sieht aber anders aus: In den Erdgeschoßzonen befinden sich oft leerstehende Geschäftsflächen – und keine Wohnungen.

"Heute ist es bei uns üblich, dass Lokale offen sind und die Tische in der Auslage stehen", versucht Michael Pisecky, Geschäftsführer der S Real Immobilienvermittlung GmbH, eine Erklärung. Diese Offenheit komme nun auch beim Wohnen an. Pisecky glaubt auch, dass viele Zuwanderer aus ihren Heimatländern das straßennahe Wohnen gewöhnt sind und es sich daher auch in Wien wünschen. 48 Prozent der Befragten können sich vorstellen, in einem für Wohnnutzung adaptierten Geschäftslokal zu wohnen. Dafür ist allerdings eine Umwidmung nötig – und ein Umdenken der Eigentümer, betont Pisecky.

Weitere Ergebnisse der am Dienstag präsentierten Wohnstudie, für die im Frühjahr 2.434 User der beiden Plattformen befragt wurden: Der Hauptgrund für die Immobiliensuche ist für 34 Prozent der Befragten, dass ihnen ihre aktuelle Wohnung zu klein geworden ist. Für weitere 22 Prozent steht der Wunsch nach Eigentum im Vordergrund. Immerhin zwei Prozent der Befragten müssen sich eine neue Wohnung suchen, weil ihr befristeter Mietvertrag ausläuft. Sieben Prozent wollen mit der neuen Wohnung ihre Kosten senken.

Niedriges Zinsniveau

Auffallend ist: Immer mehr Menschen sind auf der Suche nach Eigentum. Im Vorjahr waren es noch 62 Prozent, heuer 67 Prozent. 30 Prozent suchen nach einer Eigentumswohnung, 26 nach einem Haus und elf Prozent nach einem Grundstück. 57 Prozent wollen kaufen, um nicht mehr übersiedeln zu müssen. 20 Prozent sehen das Eigentum auch als Vorsorge fürs Alter. Die Immobilienpreise seien zwar hoch, so Pisecky, allerdings werde Eigentumsanschaffung durch das niedrige Zinsniveau begünstigt.

Ein Großteil der Befragten wohnt lieber im urbanen Raum: 40 Prozent in Wien, 20 Prozent zumindest in Bezirkshauptstädten, der Rest auf dem Land. "Aber wenn Österreicher in der Stadt leben, dann wohnen sie oft auch am Land", so Pisecky. Denn selbst in Wien fehle außerhalb des Gürtels mitunter die städtische Dichte. "Wirklich dichtes städtisches Gebiet haben wir nur in einem Drittel bis zur Hälfte der Städte." Aber auch das Land werde interessant bleiben, weil durch neue Arbeitsformen zunehmend auch von zu Hause aus gearbeitet werden kann.

Balkone werden Wohnungssuchenden immer wichtiger, genau wie die ruhige Lage, die Luftqualität und die Raumaufteilung der Immobilie. Weniger wichtig ist Wohnungssuchenden die Energieeffizienz.

Wenige kleine Wohnungen

In Wien liege für Eigennutzer die Preisgrenze derzeit bei 400.000 Euro, in den Landeshauptstädten bei 300.000, so Pisecky. Bei stadtnahen Einfamilienhäusern müsse mit 500.000 Euro gerechnet werden, in einem Umkreis von 25 bis 30 Kilometern mit 300.000 Euro. "Aber weiter weg und renovierungsbedürftig ist schon deutlich günstiger zu haben", so Pisecky. In Österreich gebe es nach wie vor Häuser um 80.000 Euro.

Auf dem Mietwohnungsmarkt wiederum gebe es die meiste Nachfrage bei Wohnungen mit bis zu 700 Euro Miete pro Monat. Über 1.000 Euro sei dann schon der Mieter in der Lage, Bedingungen zu stellen, so Pisecky. Das Fehlen kleiner Wohnungen sei besonders im Mietbereich stark spürbar. "Vielleicht führt das dazu, dass mehr WGs entstehen", so Pisecky, denn damit sei auch eine schöne Wohnung in guter Lage bezahlbar.

Wichtiger werden Wohnungssuchenden angesichts heißer Sommer auch die Klimaanlagen: Das werde immer mehr nachgefragt – und von Eigentümern auch immer öfter nachgerüstet, so Pisecky zum STANDARD. (zof, 24.7.2018)