Eine Braunbärenmutter mit ihren beiden Kindern im Tatra-Gebirge.
Foto: Adam Wajrak

Leipzig – Ursprünglich waren Braubären in Eurasien von Westeuropa bis zur sibirischen Ostküste und sogar bis zum Himalaya weit verbreitet. Die Ausbreitung des Menschen am Ende des Pleistozäns sorgte allerdings dafür, dass das größte Raubtier Mitteleuropas allmählich aus diesen Regionen verschwand. In Österreich wurde der Braunbär spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet.

Inzwischen aber könnten Schutzmaßnahmen dafür sorgen, dass Meister Petz wieder seine angestammten Lebensräume zurück erobert. Immerhin zeigt eine aktuelle Studie unter Leitung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), dass es in Europa viele Gebiete gibt, die sich grundsätzlich wieder als Lebensraum für den Braunbären eignen würden.

Nachdem sich die potentiellen Lebensbedingungen für Bären in vielen europäischen Staaten in den letzten Jahren verbessert haben, sei es wahrscheinlich, dass künftig Tiere in einige dieser Gebiete einwandern könnten, so Néstor Fernández, Hauptautor der im Fachjournal "Diversity and Distributions" präsentierten Studie. Wichtig sei es demnach nun, vorausschauend Maßnahmen zu ergreifen, um Konflikte zwischen Bären und Menschen zu vermeiden.

Die Karte zeigt Gebiete, in denen aktuell Braunbären leben (blau). Gebiete, die sich grundsätzlich als Lebensraum für Bären eignen würden, sin hier grün dargestellt.
Karte: N. Fernández

Vor 500 Jahren gab es noch fast überall in Europa Braunbären. Doch in den folgenden Jahrhunderten wurden sie vielerorts ausgerottet. Gründe für den Rückgang der Bären waren der Verlust an Lebensraum und Bejagung. Heute leben noch geschätzte 17.000 Tiere in Europa, verteilt auf zehn Populationen und 22 Staaten. Einige dieser Populationen sind aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Größe stark gefährdet.

Große Chance für den Artenschutz

In den vergangenen Jahren wurde die Jagd auf Braunbären in Europa verboten oder zumindest stark eingeschränkt. Künftig könnten sich Bären wieder ausbreiten, denn eine neue Studie unter der der Leitung des Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) zeigt: Es gibt noch viele Gebiete in Europa, in denen es derzeit zwar keine Bären gibt, die sich aber grundsätzlich als Lebensraum für Bären eignen würden.

Von über einer Million Quadratkilometern geeignetem Lebensraum in Europa sind rund 37 Prozent nicht besiedelt, was einer Fläche von rund 380.000 Quadratkilometern entspricht. In Deutschland gibt es 16.000 Quadratkilometer potentiellen Bären-Lebensraum. Allerdings sind die Wahrscheinlichkeiten einer Wiederbesiedlung durch den Bären sehr unterschiedlich. In Deutschland zum Beispiel sind geeignete Lebensräume außerhalb der Alpen geografisch isoliert, so dass dort eine natürliche Rückkehr des Bären unwahrscheinlich ist.

"Dass es noch geeigneten Lebensraum für Braunbären gibt, ist eine große Chance für den Artenschutz", sagt Fernández. Bereits heute beobachten Wissenschaftler, dass sich rund 70 Prozent der Populationen in Europa erholen, und es ist anzunehmen, dass Bären in noch unbesetzte Gebiete einwandern werden. Es besteht also begründete Hoffnung, dass Bären 200 Jahre nach ihrer Ausrottung in Mitteleuropa wieder heimisch werden. (red, 24.7.2018)