Davis – Seepferdchen sind sowohl rekordverdächtig langsam als auch schnell: Wenn sie sich nicht ohnehin mit dem Schwanz an Wasserpflanzen festklammern, schwimmen sie in äußerst gemächlichem Tempo durchs Wasser. Dafür schlagen sie umso vehementer zu, wenn sie Beute – in der Regel mikroskopisch kleine Krebstierchen – entdecken: Blitzschnell recken sie dem Opfer dann die Schnauze entgegen und saugen es ein.

Ein Verwandter der Seepferdchen, der Schnepfenfisch (Macroramphosus scolopax), ist sogar noch schneller. Der in den Tropen und Subtropen verbreitete Fisch, der bis zu 20 Zentimeter lang werden kann, hat zwar einen konventionelleren Körperbau als Seepferdchen, aber wie sie eine sehr lange und dünne Schnauze zum Aufsaugen von Beute.

So schnell kann's gehen: ein Schnepfenfisch in Aktion.
Andy Fell

Die Biologin Sarah Longo von der University of California hat Schnepfenfische im Labor mit Hochgeschwindigkeitskameras beobachtet und gemessen, wie viel Zeit zwischen dem Beginn der ruckartigen Kopfbewegung und dem Verschwinden der Beute im Maul vergeht. Der Rekordwert lag bei zwei Millisekunden – einer der schnellsten Fressvorgänge, die man je im Reich der Fische registriert hat, sagt Longo.

Ermöglicht wird dies dem Schnepfenfisch durch Sehnen, die an Schädelknochen unterhalb der Augen befestigt sind. Wie anatomische Untersuchungen zeigten, setzen Muskeln hinter dem Kopf die Sehne unter Spannung. Dann reicht schon eine winzige, von einem Muskel ausgelöste Bewegung des Zungenbeins, um die in der Sehne gespeicherte Energie explosionsartig zu entladen – es funktioniert im Prinzip wie ein Katapult.

Auch Seepferdchen und die eng mit ihnen verwandten Seenadeln verdanken ihre rasanten Kopfbewegungen gespannten Sehnen: Die spezielle Anantomie könnte also bereits bei den gemeinsamen Urahnen aller dieser Fische vorhanden gewesen sein. (red, 30. 7. 2018)