Ärztin Christine Reiler mit Fakten rund ums Herz.

Foto: Screenshot ORF/tv-thek

Was Gesundheit anbelangt, ist die informative Kraft des Früh-TV nicht zu unterschätzen. Guten Morgen Österreich im ORF ist ganz vorn dabei. Zwischen Wetter, News und kulinarischen Belehrungen sind auch Anregungen zu erhaschen, wie das Funktionieren des Menschenkörpers positiv zu fördern wäre. Hin und wieder haftet den Infos jedoch ein Hauch von Unvollständigkeit an. Wissen wächst dann leider zum Sorgen weckenden Faktenberg.

Am Dienstagmorgen ist zunächst ja interessanten Basics (unser Herz betreffend) zu begegnen: "Während Sie heute Nacht tief und fest geschlafen haben, hat Ihr Herz ohne Pause weitergeschlagen", beruhigt der Moderator, um sodann aber eine kleine Sorgenlawine aufzubauen. "Wenn Sie 80 Jahre alt geworden sind, hat Ihr Herz schon drei Milliarden Mal geschlagen." Klar, dass es bei so viel Schlagarbeit "hin und wieder zu einem Problem und einem Aussetzer kommt".

Keine Frage, eine Spannung aufbauende Überleitung zu Doktor Christine Reiler. Von ihr erwartet der nun vielleicht verunsicherte Seher aber doch Tipps, um Schlimmes zu verhindern. Mit Reiler geht es jedoch noch tiefer ins Reich der dunklen Fakten: Bei einem Herzinfarkt würde Muskelgewebe absterben, und "17 Millionen sterben weltweit an diversen Herz-Kreislauf-Erkrankungen". Ihr Rat, "den Arzt Ihres Vertrauens aufzusuchen, wenn Sie schon bei leichter Bewegung unter Atemnot leiden", ist gut gemeint, aber für sensible Zeitgenossen zu diesem Zeitpunkt womöglich schon zu viel.

Ja, "die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar", sagte Ingeborg Bachmann. Ebenso wichtig aber ist es, ihnen einen Weg aus ihr heraus zu zeigen. Besonders in der Früh. (Ljubisa Tosic, 24.7.2018)