Salzburg – Sie haben ein 13-jähriges Mädchen über Stunden in einer Wohnung in der Stadt Salzburg festgehalten, geschlagen, gequält, getreten und gedemütigt. Am Dienstagnachmittag ist ein Urteil über vier der sechs Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren am Landesgericht Salzburg gefällt worden. Wegen schwerer Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsentziehung und Drohung sind sie zu Bewährungsstrafen von zehn beziehungsweise 15 Monaten nicht rechtskräftig verurteilt worden. Sie müssen sich einer psychotherapeutischen Behandlung unterziehen.

Jugendrichterin Nicole Haberacker hat zuvor zwei Brüder, die das Martyrium des Mädchens initiiert haben sollen, vom Verfahren ausgeschlossen. Der Prozess gegen den 17-Jährigen und den 15-Jährigen wird gesondert fortgesetzt. Zunächst soll ein psychiatrisches Gutachten feststellen, ob sie in eine Anstalt für zurechnungsfähige geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen werden sollen. Die Burschen zeigten vor Gericht wenig Mitgefühl, lachten immer wieder und mussten auseinandergesetzt werden, weil sie die Verhandlung störten. Ein psychiatrischer Sachverständiger soll feststellen, ob von ihnen durch ihre Gewaltbereitschaft und fehlende Empathie in unbehandeltem Zustand weiterhin eine Gefahr ausgeht und sie erneut solche Taten begehen könnten.

Keine Erklärung für Tat

Die sechs Jugendlichen haben sich bei dem Prozess weitgehend geständig gezeigt. Eine Angeklagte, die vor Gericht behauptete, das Opfer sei ihre beste Freundin, erklärte, sie könne sich nicht mehr an alles erinnern, weil sie unter Drogen gestanden sei. Eine Erklärung, warum sie das Mädchen quälten, konnten die Jugendlichen vor Gericht nicht geben. "Ich weiß es nicht" war die häufigste Antwort in dem Prozess. Der Auslöser seien Beschimpfungen und ein gestohlenes Paar Schuhe gewesen, erklärte eine Angeklagte.

Die 13-Jährige, die Teil der Clique war, kassierte eine Watschenrunde von ihren Freunden. Die "beste Freundin" drückte eine Zigarette auf ihrer Stirn aus. Sie schnitten ihr die Haare ab, beschmierten sie mit Eyeliner und Zahnpasta, bespuckten sie und gossen ihr Wasser mit Zigarettenstummeln über den Kopf. (Stefanie Ruep, 24.7.2018)