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Bei einer umfangreichen Lösung im Handelsstreit zwischen den USA und der EU würden in Europa binnen eines Jahres 330.000 neue Jobs entstehen, schätzt das Wifo.

Foto: Reuters / Mike Blake

Wien – Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat sich in seinem aktuellen "Policy Brief" mit Auswegen aus den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU sowie China befasst. Die Forscher haben den Vorschlag des US-Botschafters in Deutschland aufgegriffen, wonach ein begrenztes Industrieabkommen geschlossen werden könnte, in dessen Regime keine Zölle mehr auf Kraftfahrzeuge erhoben werden.

Die Wifo-Forscher haben auf Basis von Simulationen aus umfangreichen Wirtschafts- und Handelsdaten drei Szenarien zu dem Vorschlag entworfen. Alle drei böten positive Wirtschafts- und Beschäftigungseffekte, sagt Studienmitautor Harald Oberhofer, Professor für Volkswirtschaftslehre an der WU und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Wifo.

Autos wichtig in vielen Wirtschaftsbereichen

"Was wir sehen, ist, dass Handelsliberalisierungen positive Effekte auf alle mituntersuchten Volkswirtschaften induzieren würden", sagt Oberhofer. Das liege daran, dass "Kfz oft Vorleistungen für Dienstleistungen sind, also Handwerker Autos für ihr Geschäft brauchen. Wenn die Kfz-Importpreise also sinken, können Beschäftigungseffekte erzeugt werden."

"Es würde positive Effekte haben, auch nur auf Kfz Zölle zu streichen. Aber man muss das auch mit Vorsicht sehen, weil es nicht wahnsinnig zielführend ist, immer nur einzelne Produkte im Handelssystem herauszugreifen", gibt Oberhofer zu bedenken. Man könne nicht immer über einzelne Produkte verhandeln und entscheiden. "Noch dazu können dann andere handelspolitische Ungleichgewichte entstehen."

TTIP light bevorzugt

Die positiven Auswirkungen eines Endes der Autozölle wären aber keineswegs so groß wie aus einem echten Handelsabkommen zwischen den USA und der EU, einer Art TTIP light, das sich nur auf den Handel von Waren und Dienstleistungen bezieht, ohne auf Investitionsschutzfragen einzugehen, so Oberhofer.

Im allerbesten Szenario würden in der EU kurzfristig, also binnen eines Jahres, 330.000 Jobs neu entstehen, das sind 0,13 Prozent aller Arbeitsplätze in der EU. In Österreich würden 10.000 Jobs dazukommen. Auch die anderen Wirtschaftsräume beziehungsweise Nationen würden profitieren.

Globaler Zollabbau optimal

Das beste Szenario baut auf der Annahme auf, dass alle großen Autonationen, also die USA (derzeitiger Zoll 2,5 Prozent), die EU (10 Prozent), China (25 Prozent), Japan (0 Prozent) und Südkorea (8 Prozent), nicht nur gegenseitig die Kfz-Zölle abschaffen, sondern auch gegenüber allen anderen Ländern.

Das nächstbeste Szenario würde nur die gegenseitige Streichung der Kfz-Zölle beinhalten. Das brächte Österreich kurzfristig gar keinen Nutzen, bezogen auf einen Arbeitsstellenzuwachs, und auch mittel- bis langfristig, also nach mehr als zehn Jahren, sieht das Wifo 10.000 Stellen für Österreicher (und 550.000 in den EU 28). Ein solches Abkommen wäre Oberhofer zufolge auch nicht WTO-konform, beispielsweise könnte Kanada bei der Welthandelsorganisation Einspruch erheben.

Das dritte Szenario basiert auf der Annahme, dass nur die USA, die EU, Japan und Südkorea gegenseitig ihre Zölle streichen, China aber nicht. Dann würden in den EU-28 überhaupt nur mehr 190.000 Jobs dazukommen – und in Österreich keine. Auch für China wäre dieses Szenario am wenigsten lukrativ.

Alle Szenarien eint übrigens, dass zumindest kurzfristig in den USA keine Jobs dazukommen würden – und auch mittel- bis langfristig lediglich 30.000 bis 50.000. (APA, 25.7.2018)