Damaskus – Nach dem Angriff der Terrormiliz "Islamischer Staat" auf die Stadt Suwayda im Süden Syriens ist die Zahl der Toten nach Angaben von Aktivisten auf fast 300 gestiegen. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete am Donnerstag 135 getötete Zivilisten und 111 regierungstreue Kämpfer. Zudem kamen 45 IS-Kämpfer ums Leben.

Sieben IS-Extremisten haben sich demnach selbst in die Luft gesprengt. Der Angriff am Mittwoch war einer der blutigsten seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor mehr als sieben Jahren. Extremisten und Regierungsanhänger lieferten sich über Stunden heftige Gefechte. Zeitweise konnte der IS in mehrere Dörfer im Umland von Suwayda vorrücken.

Die Terrormiliz hat den größten Teil ihres früheren Herrschaftsgebiets in Syrien verloren, ist aber noch immer in mehreren Regionen aktiv. Syriens Regierung bekämpft derzeit einen IS-Ableger, der westlich von Suwyda ein Tal an der Grenzlinie zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrolliert.

Attentat auf Markt

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana hatte sich ein Attentäter auf einem Markt in die Luft gesprengt. Sicherheitskräfte hätten zwei weitere Attentäter verfolgt und diese getötet, ehe sie ihre Sprengstoffgürtel gezündet hätten. Einwohner berichteten, dass Explosionen das ganze Gebiet erschüttert hätten.

Die syrische Armee und ihre Verbündeten hatten in den vergangenen Wochen die jahrelang von Regierungsgegnern beherrschten Gebiete im Süden des Landes größtenteils wieder eingenommen. Sie bekämpfen dort noch einen IS-Ableger, der das Yarmouk-Tal an der Grenze zu den von Israel besetzten Golanhöhen kontrolliert.

Der IS hat sein früheres Herrschaftsgebiet in Syrien fast vollständig verloren. Er ist aber noch in einigen Regionen aktiv, vor allem im Osten. In den vergangenen Monaten hat er immer wieder versucht, mit Überraschungsangriffen Orte einzunehmen. Beobachter warnen, dass die Extremisten noch lange nicht besiegt seien.

Konflikt Israels mit Syrien

Regierungstreue syrische Medien berichteten, dass der neue IS-Angriff eine Fortsetzung des israelischen Versuchs sei, die Zerschlagung des IS im Süden Syriens zu behindern. Israels Raketenabwehr hatte am Dienstag in der Region einen syrischen Kampfjet abgeschossen. Der israelischen Armee zufolge war er in Israels Luftraum vorgedrungen. Laut Sana war das Kampfflugzeug auf einem Einsatz gegen den IS.

IS-Angaben zufolge stürzte das Flugzeug über dem Yarmouk-Tal ab. Die Terrormiliz veröffentlichte am Mittwoch Bilder, die einen toten Piloten und das Wrack zeigen sollen. Die Echtheit der Aufnahmen ließ sich zunächst nicht überprüfen. Ein syrischer Militärsprecher sagte der russischen Agentur Interfax, dass der Pilot auf den Schleudersitz verzichtet habe, um nicht in Gefangenschaft zu geraten.

Luftangriff aus Israel

Am späten Mittwochabend hat die israelische Luftwaffe als Antwort auf vorhergehenden Raketenbeschuss ein Ziel in Syrien angegriffen. Der Luftschlag habe einem Raketenwerfer auf syrischem Gebiet gegolten, von dem aus zwei Raketen in Richtung Israel abgefeuert worden seien, teilte das Militär am Mittwochabend mit. Die Streitkräfte hätten zudem das umliegende Gebiet unter Artilleriebeschuss genommen. (APA, red, 25.7.2018)