Rom/Venedig – 21 Filme rittern von 29. August bis 8. September um den Goldenen Löwen der 75. Filmfestspiele von Venedig. Österreich ist zwar nicht im Wettbewerb vertreten, allerdings unter anderem mit dem Film "Introduzione all'oscuro" des argentinischen Regisseurs Gaston Solnicki präsent, einer Hommage an den im Vorjahr verstorbenen Viennale-Chef Hans Hurch. Oscarpreisträger Christoph Waltz sitzt in der Jury.

Mehrere große Namen werden am Lido erwartet. Das Filmfestival wird mit dem Weltraumdrama "First Man – Aufbruch zum Mond" von Regisseur Damien Chazelle eröffnet. Ryan Gosling spielt darin den Astronauten Neil Armstrong. Der Oscar-prämierte "La La Land"-Regisseur Chazelle drehte nach einem Skript von Josh Singer, der etwa die Vorlage für den Film "Spotlight" lieferte. Claire Foy spielt Armstrongs Ehefrau Janet, Corey Stoll schlüpft in die Rolle seines Kollegen Buzz Aldrin.

Starke US-Präsenz

Das US-Kino ist beim Filmfestival in Venedig insgesamt stark vertreten. Die Brüder Ethan und Joel Coen stellen den sechsteiligen Western "The Ballad of Buster Scruggs" mit Stars wie Tim Blake Nelson, James Franco und Liam Neeson im Cast vor. Regisseur Brady Corbet reist nach Venedig mit seinem Werk "Vox Lux" mit Natalie Portman und Jude Law in den Hauptrollen. Es handelt sich um die Geschichte eines Mädchens, das zum Popstar wird und dafür viele Kompromisse eingehen muss. Julian Schnabel bewirbt sich um den Goldenen Löwen mit der französisch-amerikanischen Produktion "At Eternity's Gate" mit Willem Dafoe und Emmanuelle Seigner.

Der Brite Mike Leigh setzt nach seinem Künstlerdrama "Mr. Turner" mit "Peterloo" ein weiteres Mal auf ein historisches Thema. Diesmal geht es um das Massaker an unschuldigen Demonstranten in St. Peter's Field in Manchester 1819. Zehntausende hungrige Protestler forderten das Wahlrecht und eine Parlamentsreform, stattdessen wurden sie von der königlichen Kavallerie blutig niedergemetzelt.

Mit Spannung wird Jacques Audiards Film "The Sisters Brothers" erwartet. Auch in diesem Fall handelt es sich um einen Westernfilm, der in Europa mit den US-Schauspielern Joaquin Phoenix und Jake Gyllenhaal gedreht wurde. Der Film befasst sich mit den Stereotypen des Westerns, erklärte Festivaldirektor Alberto Barbera bei der Vorstellung des diesjährigen Programms des Filmfestivals am Mittwoch in Rom.

Deutschland mit "Werk ohne Autor" vertreten

Deutschland rittert um den Goldenen Löwen mit "Werk ohne Autor" des Oscarpreisträgers Florian Henckel von Donnersmarck. Die Hauptrollen spielen Tom Schilling, Paula Beer und Sebastian Koch. Im Vordergrund steht die deutsche Geschichte vom Nationalsozialismus bis zu den 60er-Jahren mit Schwerpunkt DDR.

Auch Italiens Kino wird in Venedig vertreten sein: Der neapolitanische Regisseur Mario Martone stellt sein jüngstes Werk "Capri-Revolution" vor. Luca Guadagnino nimmt sich eines Horrorfilms seines Landsmanns Dario Argento an: Die Hauptrollen im "Suspiria"-Remake übernehmen Tilda Swinton, Dakota Johnson, Chloe Moretz und Mia Goth. Mit "Suspiria" (1977) wurde der Kultregisseur Argento, Vertreter des italienischen Subgenres Giallo, weltberühmt. Ebenfalls im Wettbewerb finden sich weitere große Namen wie Olivier Assayas ("Doubles Vies"), Alfonso Cuaron ("Roma") oder Yorgos Lanthimos ("The Favourite").

Hommage an Hans Hurch

Als "außerordentliche Hommage zu Ehren des hochgeschätzten und beliebten Viennale-Chefs Hans Hurch" bezeichnete Barbera den Film "Introduzione all'oscuro" des argentinischen Regisseurs Solnicki. Der Film wird in der Schiene "Non Fiction" außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. In der Sparte "Venice Virtual Reality", die neuen Technologien gewidmet ist, ist Österreich mit "Ballavita" von Gerda Leopold vertreten. Und in der parallel zu den Filmfestspielen laufenden Autorenkino-Reihe "Giornate degli Autori" wird Sudabeh Mortezais neuestes Werk "Joy" seine Weltpremiere feiern. Es ist der zweite Spielfilm der Wiener Regisseurin und Drehbuchautorin.

Insgesamt 19 Filme sind Teil der Orizzonti-Sektion, in der Arbeiten gezeigt werden, die neue Tendenzen des Weltkinos präsentieren. Dabei werden vor allem aufstrebende Autoren berücksichtigt, die sich wegen ihres innovativen Geists, ihrer Kreativität und Originalität besonders hervorheben. Darunter finden sich heuer Ivan Ayr ("Soni"), Emir Baigazin ("Ozen") oder Mary Harron ("Charlie Says").

Wer den Goldenen Löwen erhält, wird eine Jury unter dem Vorsitz des mexikanischen Regisseurs Guillermo del Toro bestimmen. Er hatte im Vorjahr am Lido den Hauptpreis für sein fantasievolles Märchen "The Shape of Water" über eine ungewöhnliche Liebe gewonnen und damit später auch bei der Oscar-Verleihung reüssiert. Mitglieder der Jury sind neben Christoph Walz unter anderem die britische Schauspielerin Naomi Watts und die polnische Drehbuchautorin und Produzentin Malgorzata Szumowska. (APA, 25.7.2018)