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Die Flaggen Neuseelands (rechts) und Australiens (links) kann man schon einmal verwechseln.

Zum Beispiel ist Ihnen sicher nicht aufgefallen, dass in Wahrheit die Flagge links jene Neuseelands ist.

Foto: AP / Nick Perry

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Rechtspopulist Winston Peters, er führt in Karenzvertretung von Labour-Chefin Jacinda Ardern die Regierung, findet die Verwechslungen nicht lustig. Er fordert von Australien, es möge sich eine neue Flagge suchen.

Foto: AP / Nick Perry

Wellington/Canberra/Wien – Eigentlich stehen sie ja symbolhaft für die Ähnlichkeit zwischen beiden Staaten. Einst von Großbritannien erobert, kolonisiert und dann besiedelt, heute stabile englischsprachige Demokratien in einer abgelegenen Weltgegend, die ihre Verbindungen zu Europa und zu London nie so richtig aufgeben wollten. Und doch: Dass die Flaggen Australiens und Neuseelands oft verwechselt werden, sorgt vor allem beim kleineren, südöstlich gelegenen Staat oft für Verärgerung. Vor zwei Jahren erst schlug ein Referendum für eine neue Nationalflagge zwar relativ deutlich fehl – doch der neuseeländische Außenminister Winston Peters, der vorläufig auch die Regierung anführt, findet die zwei Staatssymbole mit Union Jack und Teilen des "Kreuzes des Südens" immer noch zu ähnlich. Er forderte nun in einem Radiointerview Australien dazu auf, seine Staatsflagge zu ändern.

Peters vertritt an der Regierungsspitze die derzeit karenzierte Labour-Politikerin Jacinda Ardern. Der Politiker der populistischen Partei New Zealand First berief sich in dem Interview vor allem darauf, dass Neuseeland zuerst da gewesen sie. Wellington hatte schon im Jahr 1902 das heute gebräuchliche Design als Flagge des damals noch nicht unabhängigen Neuseeland festgelegt. Australien benützt seine Flagge offiziell erst seit 1952, hatte ein Banner im gleichen Design mit rotem Hintergrund aber schon seit 1901 im Einsatz.

Teurer Spaß Flaggenreferendum

Wegen der häufigen Verwechselungen hatte der damalige Premier John Key vor zwei Jahren eine umfangreiche Kampagne zum Design einer neuen Flagge gestartet. Zunächst war dazu aus 40 Vorschlägen ein Design mit weißem Farn und Kreuz des Südens ausgewählt worden, später sollten die Neuseeländerinnen und Neuseeländer in einem Referendum über den Ersatz entscheiden. Nach einer 26 Millionen neuseeländische Dollar (rund 15 Millionen Euro) teuren Kampagne, die mehrere Minister unterstützten, entschieden sich die Neuseeländerinnen und Neuseeländer dann aber mit einer Mehrheit von rund 57 Prozent dafür, alles beim Alten zu belassen.

Der aktuelle Streit Peters' mit Australien ist aber, so sagen Beobachter, ohnehin weniger auf die Flagge bezogen. Vielmehr sind viele in der neuseeländischen Regierung über die strenge Visapolitik ihres Nachbarlandes erzürnt. Australien hat in den vergangenen Monaten rund 700 Neuseeländern die Aufenthaltsgenehmigungen entzogen, die teils seit ihrer Geburt in Australien gelebt hatten.

Teurer Spaß Neuseelandbesuch

Hintergrund ist, dass die konservative Regierung von Premier Malcolm Turnbull eine Aktion gegen Visamissbrauch gestartet hat, in deren Zuge sie jene Ausländer zur Ausreise auffordert, die sich zwar legal im Land aufhalten, aber mit den australischen Gesetzen in Konflikt geraten sind. In Wellington gibt es allerdings Sorge vor weiteren Verschärfungen: 600.000 Neuseeländer, fast ein Zehntel der Bevölkerung, leben insgesamt in Australien. In vielen Fällen haben sie sich dort dauerhaft niedergelassen.

Der Streit ist insofern pikant, als auch Neuseeland für seine strengen Einreiseregeln bekannt ist. Das Land verfolgt, ebenso wie Australien, das Ziel einer gesteuerten Einwanderung. An den Flughäfen und Häfen des Landes wird streng kontrolliert. Selbst Ausländern, die sich in Neuseeland Wohneigentum gekauft haben, hat die Labour-New-Zealand-First-Regierung jüngst mit einer Überprüfung ihres Status gedroht – man wolle mehr Wohnraum für Neuseeländer schaffen. Auch Touristen müssen seit Juni eine neue Einreisesteuer in Höhe von rund 21 Euro berappen. Wer etwa Nationalparks besuchen oder durchfahren will, muss weitere Abgaben entrichten. (Manuel Escher, 25.7.2018)