Ist mit massiven Vorwürfen von fünf Künstlerinnen konfrontiert: Gustav Kuhn, künstlerischer Leiter der Festspiele Erl.

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Als Hans Peter Haselsteiner die diesjährige Eröffnungsrede der Festspiele Erl hielt, war er ungewöhnlich emotional. "Für Gewalt, zumal für Gewalt gegen Frauen, gibt es bei den Festspielen in Erl keinen Platz. In diesem Haus ist aber auch kein Platz für Ehrabschneidung und Verleumdungen." Jetzt, drei Wochen und einen offenen Brief später, erscheinen die Worte des Festspielpräsidenten und Mäzens Haselsteiner in neuem Licht.

Fünf Künstlerinnen prangern den künstlerischen Leiter der Festspiele, Gustav Kuhn, wegen "anhaltenden Machtmissbrauchs und sexueller Übergriffe" an. Nach Monaten, in denen Vorwürfe anonym und eher vage vorgebracht wurden, wagen sich erstmals Musikerinnen aus der Deckung: unter Angabe ihres Namens und mit der Aufforderung an weitere Betroffene, es ihnen gleichzutun.

Ihre Anklage lässt sich nicht so einfach unter den Tisch kehren. Mit der Einrichtung einer Anlaufstelle für Betroffene und der Implementierung von Verhaltensregeln versuchte man, die als "Verleumdungskampagne" verunglimpften Vorwürfe zu kanalisieren. An der "vorläufigen Suspendierung" Kuhns, wie dies auch die Tiroler Grünen fordern, führt kein Weg vorbei. Zumindest bis die Vor würfe geklärt sind. Wie sagte Haselsteiner in seiner Eröffnungsrede: "Aus seinen Vorlieben macht (Kuhn) weiterhin keinen Hehl: Wein, Weib und Gesang, was wir gut nachvollziehen können." Es ist Zeit, die Pausetaste zu drücken. (Stephan Hilpold, 25.7.2018)