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US-Sojaproduzenten sind mit der Finanzspritze der Regierung nicht zufrieden. Sie wollen lieber Handel treiben.

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"Die Arbeitsethik unserer Bauern ernährt Amerika", sagte Donald Trump im Jahr 2017 bei einer Rede im Bundesstaat Iowa. Jene Landwirte will er nun mit Subventionen füttern.

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Er werde sich um die Landwirte kümmern. Dieses Versprechen wiederholte US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Wochen mehrfach. Am Dienstag legte er noch einmal nach und kündigte an, Bauern mit zwölf Milliarden US-Dollar (10,2 Milliarden Euro) zu unterstützen, um die negativen Folgen des Handelsstreits mit China zu mildern. "China zielt auf unsere Bauern ab", sagte der US-Präsident am Mittwoch auf der Kurznachrichtenplattform Twitter: "Wissend, dass ich sie liebe und respektiere."

Neben Schweinebauern sind vor allem Sojaproduzenten von den chinesischen Importzöllen betroffen. China ist für die USA der wichtigste Abnehmer der Hülsenfrüchte: Knapp 60 Prozent aller in den USA produzierten Sojabohnen landen im Reich der Mitte.

Trump hat unterdessen eine Alternativlösung für den Soja-Streit gefunden: Bei einem Gespräch am Mittwochabend mit dem EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker wurde beschlossen, dass die EU künftig mehr Sojabohnen importieren soll, um die Verluste in Asien auszugleichen.

Der Handels-Hickhack zwischen den zwei Großmächten hat dem Sojamarkt bereits in den vergangenen Monaten stark zugesetzt. Zwischen Mai und Juli sind US-Sojapreise um mehr als 18 Prozent eingebrochen, chinesische Abnehmer kündigten Verträge in Millionenhöhe.

Rennen um den Sojamarkt

China hat 2017 Soja im Wert von 12,3 Milliarden Dollar aus den USA importiert. Ein 25-prozentiger Strafzoll würde Sojaexporte im kommenden Jahr um 4,5 Milliarden US-Dollar einbrechen lassen, wie aus einer Studie der University of Tennessee hervorgeht. Der größte Profiteur dürfte dabei Brasilien sein: Das südamerikanische Land hat die USA bereits 2013 im Rennen um den chinesischen Markt eingeholt.

Amerikanische Sojabauern zeigten sich über der Entwicklung erwartungsgemäß wütend. Die zwölf Milliarden seien ein guter Start, schrieb etwa die Amerikanische Soybean Association (ASA), Trump müsse aber eine längerfristige Lösung auf den Tisch legen. Die Vereinigung geht davon aus, dass Sojaexporte im kommenden Jahr um elf Prozent zurückgehen werden.

Viel ist bisher über die Hilfsgelder nicht bekannt. Laut dem US-Agrarminister Sonny Perdue handelt es sich um ein einmaliges Hilfspaket, bestehend aus Direkthilfen und Handelsförderungen. Das Paket, das Anfang September in Kraft treten soll, wird Trump mehr Zeit für die Vereinbarung neuer Handelsabkommen verschaffen, so der Minister.

Kritik aus eigenen Reihen

Trump erntete für den Vorstoß nicht nur bei Landwirten, sondern auch in eigenen Reihen Kritik: "Unsere Bauern sagen immer, sie wollen Handel, nicht Hilfe. Und jetzt erhalten sie Sozialgelder", sagte der republikanische Senator Bob Corker zur Washington Post. Einige Bauern sehen in der Subventionsspritze einen Wahlkampfgag: "Wahrscheinlich wird es bis einen Monat vor der Wahl keine Details geben. Das ist ein Wahltrick, und wir Bauern spielen dabei die Tölpel", sagte ein Sojabauer im Gespräch mit dem französischen TV-Sender France24.

Trump bat seine Kritiker unterdessen um etwas Geduld: "Bleibt cool, das Ergebnis wird es wert sein!", twitterte der US-Präsident am Mittwoch. Trump ist sich der Rolle der Landwirte durchaus bewusst und wird nicht zuletzt aufgrund der im November anstehenden Halbzeitwahlen um deren Gunst kämpfen: 96 Prozent aller Sojabohnen wachsen in 18 US-Bundesstaaten. 16 davon haben bei der Präsidentschaftswahl für Trump gestimmt.

Engpass in China

Der Sojastreit ist nicht nur für den US-Präsidenten gefährlich, auch für China sind Zölle auf Sojabohnen riskant. Die Hülsenfrucht ist in China extrem gefragt, Soja spielt in der wachsenden Fleischindustrie als Futtermittel eine zentrale Rolle. Das Land kann aber nur ein Drittel der eigenen Nachfrage selbst decken, rund 30 Prozent des chinesischen Sojaverbrauchs stammt aus den USA, mehr als 50 Prozent aus Brasilien. Fallen die US-Importe weg, könnte es zu einem explosionsartigen Anstieg der Lebensmittelpreise kommen. (Nora Laufer, 25.7.2018)