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Japans Justizministerin Yoko Kamikawa bei einer Pressekonferenz zum Thema der Exekution der sechs ehemaligen Sektenmitglieder.

Foto: REUTERS/KIM KYUNG-HOON

Tokio – Wegen ihrer Beteiligung an dem verheerenden Giftgasanschlag auf die U-Bahn in Tokio im Jahr 1995 hat Japan Medienberichten zufolge sechs weitere Mitglieder einer Sekte hingerichtet. Der Fernsehsender NHK und andere japanische Medien berichteten, alle sechs Mitglieder der Sekte Aum Shinrikyo, die noch im Todestrakt saßen, seien am Donnerstag hingerichtet worden. Eine offizielle Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Anfang Juli waren bereits sieben Mitglieder der Sekte gehängt worden, darunter der damalige Sektenchef Shoko Asahara. Es waren die größten zeitgleich stattfindenden Hinrichtungen in Japan seit mehr als hundert Jahren und zugleich die ersten Hinrichtungen im Zusammenhang mit der Nervengasattacke, welche die Welt schockiert hatte.

Nervengas Sarin in U-Bahn

Bei dem Anschlag am 20. März 1995 hatten die Attentäter der Aum-Sekte während des Berufsverkehrs das Nervengas Sarin in der Tokioter U-Bahn freigesetzt. 13 Menschen wurden getötet und mehr als 6000 weitere verletzt. Mit dem Anschlag auf die U-Bahn wollte die Sekte eine geplante Polizeirazzia gegen ihr Hauptquartier am Fuße des heiligen Berges Fuji verhindern.

Nach der weltweit ersten Terrorattacke mit Giftgas wurde Asahara am 16. Mai 1995 festgenommen. Am Ende eines in der japanischen Rechtsgeschichte beispiellosen Prozessmarathons verurteilte 2006 ein Gericht in Tokio den halb-blinden Guru und zwölf seiner Anhänger wegen des Anschlags und weiterer Morde in insgesamt 27 Fällen zum Tode.

Gerichtsverfahren im Jänner abgeschlossen

Asahara und die anderen Mitglieder von "Aum Shinrikyo" ("Höchste Wahrheit") saßen seitdem in der Todeszelle und warteten auf ihre Hinrichtung. Der 63-jährige Sektengründer mit dem bürgerlichen Namen Chizuo Matsumoto hatte während seines gesamten Prozesses entweder geschwiegen oder Unverständliches vor sich hingemurmelt.

Im Jänner wurde das letzte Gerichtsverfahren gegen Mitglieder der Sekte abgeschlossen. Im März wurden dann 7 der 13 Todeskandidaten aus ihrer Haftanstalt in Tokio in andere Gefängnisse verlegt. Dies gilt in Japan als Anzeichen dafür, dass ihre Exekution durch den Strang näher rückt.

Die drittgrößte Wirtschaftsnation der Welt gehört zu den wenigen Industrieländern, die an der Todesstrafe festhalten. Seit dem Amtsantritt von Regierungschef Shinzo Abe im Dezember 2012 sind damit nun nach inoffiziellen Berechnungen 34 Menschen hingerichtet worden. (APA, AFP, 26.7.2018)