Eurofighter in Zeltweg: teuer im Betrieb, Nachrüstung möglich.

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Wien – Sechs Varianten hat die von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) eingesetzte Evaluierungkommission zur Zukunft der Luftraumüberwachung geprüft, zwei davon wurden als engere Wahl vorgeschlagen. Was die von Generalleutnant Norbert Gehart geleitete Arbeitsgruppe allerdings nicht geben konnte, ist eine eindeutige Handlungsanweisung.

Klar ist nur, dass es mit dem Eurofighter so wie bisher nicht weitergeht: Zwar hat die österreichische Miniflotte von 15 Kampfflugzeugen einen im internationalen Vergleich hohen Klarstand – aber für diesen ist ein hoher Preis zu zahlen. Rund 100 Millionen Euro betragen die Betriebskosten, dabei fehlen den 2007 vom damaligen Minister Norbert Darabos (SPÖ) in einer abgespeckten Version bestellten Fluggeräten wesentliche Komponenten wie die Nachtsichtfähigkeit und Selbstschutz.

Entweder weiter mit Eurofightern ...

Eine Möglichkeit wäre, die Eurofighter nachzurüsten und (wie ursprünglich geplant) noch 30 Jahre im Dienst zu belassen. Im Lauf der Jahre würde das zwischen viereinhalb und fünf Milliarden Euro kosten – in diesen Life-Cycle-Costs bis zum Jahr 2049 ist allerdings der bereits bezahlte Kaufpreis enthalten. Die Nachrüstungen wären jedoch umfänglich: Das beginnt beim neuen Helm Striker, mit dem der Pilot auch bei Nacht andere Flugzeuge identifizieren kann, führt über die Anschaffung der für die Selbstverteidigung notwendigen Software sowie den Kauf einer weitreichenden radargesteuerten Lenkwaffe (etwa der deutschen Meteor) und endet bei der Anschaffung eines neuen Trainingsflugzeugs. Ob der laufende Betrieb dadurch wirklich billiger wird, ist nicht eindeutig zu beantworten.

BAE Systems hat dazu ein Modernisierungs- und Kostendämpfungsprogramm Tytan (Typhoon Total Availability Enterprise) angeboten – in diesem Programm wäre auch die Beschaffung des Trainers Hawk enthalten. Man rechnet, dass zehn Stück Hawk die auszumusternden Saab 105 ersetzen würden, die Flugzeuge würden rund 390 Millionen Pfund (439 Millionen Euro) kosten. Weitere Angebote gibt es aus Italien (Zusammenarbeit mit der italienischen Luftwaffe und Beschaffung der Aermacchi 346 von Leonardo) sowie vom deutschen Hersteller, mit dem Kunaseks unmittelbarer Amtsvorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) allerdings einen Rechtsstreit wegen angeblichen Betrugs angezettelt hat.

... oder mit neuen Kampfjets

Die Alternative wäre die Beschaffung eines neuen Flugzeugs – was unter zwei Milliarden Euro wohl nicht zu haben sein wird. Infrage kommen, wie der neue Generalstabschef Robert Brieger dem STANDARD erklärt hat, ein europäisches Modell und ein nichteuropäisches. Der "Kurier" berichtete am Donnerstag allerdings von zwei europäischen Modellen, nämlich dem schwedischen J-39 Gripen C/D und der französischen Rafale. Der Gripen, bei der Typenentscheidung 2002 wegen des zu hohen Kaufpreises für einen einstrahligen Flieger ausgeschieden, dürfte tatsächlich wieder im Rennen sein.

Ebenso ist es mit der amerikanischen F-16 von Lockheed-Martin. Dieser Flugzeugtyp aus den frühen 70er-Jahren hat in den vergangenen Jahren ein erstaunliches Comeback in Europa erlebt: Kroatien hat um rund 500 Millionen Euro zwölf gebrauchte israelische Maschinen gekauft, Rumänien hat zwölf gebrauchte portugiesische Flieger angeschafft, und für die Slowakei werden 14 neue F-16 des modernsten Blocks 70/72 geliefert, was rund zwei Milliarden Euro kosten wird. Ein Preis, der auch für eine österreichische Neubeschaffung als realistisch gilt.

Dazu käme wahrscheinlich auch bei einer Neubeschaffung eines Überschalljägers der Kauf eines billigeren Unterschalltrainers, der (wie derzeit die altersschwache Saab 105OE) nicht nur zur Ausbildung, sondern auch für etliche Aufgaben der Luftraumüberwachung herangezogen werden könnte.

General Brieger hat bereits erklärt, dass die Entscheidung auf politischer Ebene fallen muss, Minister Kunasek will die gesamte Regierung einbinden. Beiden ist klar, dass jegliche Lösung der Luftraumüberwachung nur mit Sonderfinanzierung und nicht aus dem laufenden Budget gezahlt werden kann. Eine Sonderfinanzierung war 2002 auch für die Beschaffung und den Betrieb der Eurofighter vorgesehen. Sie wurde aber politisch nicht umgesetzt. (Conrad Seidl, 26.7.2018)