Bild nicht mehr verfügbar.

Tunnelblick bei Google? Das aktuelle Youtube-Redesign funktioniert nur mit Chrome wirklich flott.

Foto: Dado Ruvic / REUTERS

Die zunehmende Dominanz von Chrome im weltweiten Browsermarkt nährt Befürchtungen, dass Webseitenbetreiber künftig den Support anderer Browser vernachlässigen konnten. Und tatsächlich gibt es mittlerweile einige Beispiele für Webseiten, die recht offensichtlich nur für Chrome optimiert wurden – oder gleich gar nicht auf anderen Browsern funktionieren. Einen besonders bitteren Beigeschmack hinterlassen solche Vorfälle wenn es gerade der Chrome-Hersteller selbst ist, der in dieser Hinsicht patzt.

Vorwurf

Googles Videoplattform lade in Chrome fünfmal so schnell wie in Firefox und Edge, rechnet Mozillas Engineering Program Manager Chris Peterson auf Twitter vor. Peterson geht dabei zwar nicht so weit Google gezielte Sabotage von Konkurrenzbrowsern zu unterstellen, sieht aber zumindest ein recht augenscheinliches Desinteresse an anderen Plattformen.

Grund für dieses Performance-Defizit ist eine beim aktuellen Redesign von Youtube vorgenommene, technische Entscheidung: Google nutzt als Entwicklungsbasis das eigene Polymer-Framework, was an sich auch nicht weiter überraschend ist. Allerdings greift man dabei zu einer veralteten Version, die anderen Browsern Probleme beschert. Polymer 1.0 nutzt nämlich die Version 0 des Shadow-DOM-API, die nicht nur veraltet ist, sondern exklusiv von Chrome implementiert wurde. Die aktuellen Polymer 2 oder 3 greifen hingegen auf Shadow DOM 1 zurück, an deren Support die Mozilla-Entwickler – und andere Browserhersteller – gerade aktiv arbeiten.

Ausweg

Peterson wundert sich allerdings auch darüber, warum Google angesichts dieser Faktenlage das neue Redesign überhaupt an Firefox-Nutzer ausliefert, immerhin müssten dem Unternehmen die Performance-Probleme in Tests aufgefallen sein. Bis Youtube auf eine neuere Polymer-Version wechselt, könnte man zumindest für die Nutzer anderer Browser das ältere Design wieder von Haus aus aktivieren – wie man es für User des Internet Explorer 11 bereits macht, fordert Peterson. All jene, die nicht so lange warten wollen, verweist Peterson auf eine Firefox-Erweiterung, die exakt dies ermöglicht.

Google Earth

Es ist nicht das erste Mal, dass Google für die Bevorzugung von Chrome in der Kritik steht. So lässt sich etwa – trotz anderslautender Versprechen – bis heute die neue Google Earth-Web-App nicht in Firefox nutzen. Darauf angesprochen verweist Google üblicherweise auf technische Gründe, und die offensive Nutzung neuer Webtechnologien. Trotzdem ergibt sich daraus eine ziemlich schiefe Optik, weil man damit die User indirekt zur Nutzung des eigenen Browser drängt.

Interessanterweise scheint man sich in dieser Hinsicht auch Google-intern nicht einig zu sein. Immer wieder hatten in der Vergangenheit ausgerechnet Chrome-Entwickler öffentlich dazu aufgerufen, auf keinen Fall Seiten zu entwickeln, die nur im eigenen Browser laufen. Diese Rufe scheinen aber längst nicht bei allen Google-Entwicklern angekommen zu sein. (Andreas Proschofsky, 26.7.2018)