Drängeln gilt schon seit vielen Jahren als einer der stärksten Aufreger beim Autofahren.

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Rallyefahrer Kris Rosenberger meinte 2005, dass fehlendes Gefahrenbewusstsein eine Rolle beim Rasen und Drängeln spielt.

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Werden autonom fahrende Autos das Problem mit dem Drängeln lösen? Noch ist ihnen ja jede Eitelkeit fremd.

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Mit zunehmender Größe des hinterherfahrenden Autos im Rückspiegel steigt bei vielen Autolenkerinnen und -lenkern proportional der Blutdruck. Bei einem Abstand von unter 0,8 Sekunden sprechen die Experten von Dränglern. Der ÖAMTC hat herausgefunden, dass "einer von 25 Kraftfahrern – statistisch gesehen – dem Vordermann bis zu einer, maximal zwei Zehntelsekunden auffährt".

Wer nicht einmal 0,2 Sekunden Abstand einhält, dem kann der Führerschein für sechs Monate entzogen werden, und es droht eine Verwaltungsstrafe von bis zu 2.180 Euro. Auch nicht ausgeschlossen ist eine Gerichtsstrafe wegen Nötigung. Doch auch wer weniger als eine Sekunde Abstand hält, muss mit einer Verwaltungsstrafe von bis zu 726 Euro rechnen, erklärt der ÖAMTC.

Zum Drängeln gehören zwei

"Zum Drängeln gehören immer zwei", sagte Elisabeth Pechmann, damals noch Autojournalistin, 2005 bei einem Montagsgespräch des STANDARD, nämlich einer, der an der Stoßstange klebt, und einer, der die Rechtsfahrordnung auf der Autobahn ignoriert.

Rallyefahrer Kris Rosenberger war damals ebenfalls zu Gast und wunderte sich nicht nur darüber, dass er die Zeit kurz nach seinem Führerscheinerwerb überhaupt überlebt hat, sondern sah diese auch als Bestätigung für ein fehlendes Gefahrenbewusstsein unter Autolenkern.

Schwerpunktsetzung

Seit 2005 hat sich nicht sooo viel verändert, was das Ärgernis Drängeln angeht. Es hat sich vermutlich sogar eher verschlimmert, allein schon deswegen, weil der Verkehr mehr geworden ist. Die saftigen Strafen fürs Drängeln indes haben kaum eine Wirkung, weil es kaum Kontrollen gibt. Aktuell liegt der Schwerpunkt der Verkehrspolitik ja auf der Erhöhung der Autobahngeschwindigkeit – was das Drängelproblem wohl nicht im Ansatz lösen wird.

Keine vernünftige Lösung sind auch die Eskalationsstrategien wie auf die Bremse steigen oder die Scheibenwaschanlage einschalten – auch wenn sie ein beliebtes Mittel zu sein scheinen. Wenn der Frust allzu groß wird, folgt eben oft die Rache. Selbst wenn die Situation dadurch noch gefährlicher wird. Schuld ist sowieso immer der andere.

Fühlen Sie sich bedrängelt?

Wie gehen Sie mit dem Problem um? Sind Sie ein Bedrängter oder einer der immer auf einen Bremser aufläuft? Wie gehen Sie mit der Situation um? Schaffen Sie es, einen kühlen Kopf zu bewahren? Oder scheuen Sie mitunter nicht davor zurück, einmal gar das Telefon auf die Seite zu legen, um gestenreich den anderen zur Schnecke machen zu können?

Haben Sie einen Lösungsvorschlag, wie man dem Drängeln ein Ende setzen könnte? Oder meinen Sie, dass sich die Aufregung gar nicht lohnt, weil wenn erst einmal viele Autos autonom auf der Autobahn unterwegs sind, sich das Problem von selbst lösen wird? (Guido Gluschitsch, 27.7.2018)