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Die Aktie von Facebook legte den bisher größten Absturz hin.

Foto: Reuters

IT-Konzern Facebook stößt angesichts zunehmender Probleme mit dem Datenschutz an seine Wachstumsgrenzen. Weil verunsicherte Nutzer sich von dem weltgrößten Internet-Netzwerk abwenden und es für den US-Konzern teurer wird, alle Gesetze einzuhalten, steigen Umsatz und Gewinn nicht mehr so stark wie früher.

20-Prozent-Crash nach Umsatzmitteilung

Anleger, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg jahrelang mit märchenhaften Wachstumsraten verwöhnt hatte, reagierten schockiert auf den Quartalsbericht und den trüben Ausblick: Der Aktienkurs stürzte am Donnerstag um knapp 20 Prozent ab. Es war der größte Tagesverlust seit dem Börsengang 2012. Rund 130 Mrd. Dollar (111 Mrd. Euro) an Börsenwert wurden vernichtet. Das ist fast so viel wie die gesamte Marktkapitalisierung des Dax-Schwergewichts SAP.

Wie Facebook in der Nacht zum Donnerstag mitteilte, kletterte der Umsatz im zweiten Quartal zwar um 42 Prozent auf 13,2 Mrd. Dollar. Branchenexperten hatten allerdings mit 13,4 Mrd. Dollar gerechnet. In Nordamerika und Europa sanken die Umsätze um 75 Mio. Dollar. Auch beim Nutzerwachstum blieb Facebook hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück: Die Zahl stieg auf 2,23 Milliarden. Analysten hatten mit 2,25 Milliarden gerechnet. In Europa, wo seit kurzem strengere Datenschutzvorschriften gelten, nahm die Zahl der täglich aktiven Nutzer um drei Millionen ab. Von den Nutzerzahlen hängt ab, wie viel Geld Facebook von seinen Werbekunden kassieren kann.

Marge gesunken, Kosten steigen stark

Facebook erwirtschaftet zwar wie andere Internet-Konzerne immer noch weit höhere Umsatzrenditen als traditionelle Unternehmen, ist aber nicht mehr so profitabel wie früher: Die Marge, die vor einem Jahr noch bei 47 Prozent lag, sank im abgelaufenen Quartal auf 44 Prozent. Bei den Kosten erwartet das Unternehmen einen Sprung von 50 bis 60 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, weil Facebook mehr in Datensicherheit, Marketing und Inhalte investieren will.

Finanzchef David Wehner machte den Anlegern wenig Hoffnung auf Besserung. Die Wachstumsraten beim Umsatz würden sich im zweiten Halbjahr weiter verlangsamen. Im dritten und vierten Quartal werde das Umsatzwachstum im oberen einstelligen Prozent-Bereich gegenüber den Vorquartalen sinken, sagte er. "In den kommenden Jahren erwarten wir, dass die operativen Margen um die 30 Prozent tendieren werden."

Weniger Neukunden

Ali Mogharabi vom Analysehaus Morningstar sagte, das schwächere Umsatzwachstum gehe nicht nur auf Währungseffekte zurück. "Wir denken eher, dass es auf ein langsameres Neukunden-Wachstum zurückzuführen ist und das hat mit einem Trend zu mehr Datenschutz und mit der Datenschutzgrundverordnung zu tun." Die vor kurzem in der Europäischen Union in Kraft getretene Richtlinie hat auch Facebook gezwungen, seine Nutzerbedingungen hin zu mehr Datenschutz zu ändern. Außerdem hatte die Verordnung zu einer breiten öffentlichen Debatte über den Schutz der Privatsphäre im Internet geführt. Danach habe sich die Zahl der monatlichen aktiven Nutzer in der EU um rund eine Million verringert, räumte Firmenchef Zuckerberg ein.

Auch der Skandal um die Weitergabe von Nutzerdaten an die britische Beratungsfirma Cambridge Analytica belastete das Image von Facebook und führte sogar zu Boykottaufrufen. Zuckerberg bat wegen der Affäre um Entschuldigung und kündigte bessere Sicherheitsvorkehrungen an.

Wachstum bei Instagram und Whatsapp

Der Bilderdienst Instagram wuchs auf eine Milliarde monatlicher Nutzer von 600 Millionen zum Ende vergangenen Jahres. Die beiden Messenger-Dienste von Facebook – Messenger und WhatsApp – hatten jeweils mehr als eine Milliarde monatliche User. Instagram trägt nach Einschätzung der Analysten von EMarketer damit voraussichtlich 18 Prozent in diesem und 23 Prozent im nächsten Jahr zu den Facebook-Einnahmen bei. "Es scheint aber, dass die stärkere Performance von Instagram nicht ausreicht, um den Gegenwind auszugleichen", sagte ein Börsianer.

Im Sog der Facebook-Aktie gaben die Papiere anderer Internet-Konzerne wie Amazon, Netflix oder der Google-Mutter Alphabet in New York um jeweils etwa ein Prozent nach.

"Das Ausmaß der Kursbewegung hat uns alle auf dem falschen Fuß erwischt", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Anleger hätten es aber kommen sehen müssen." Schließlich hätten Firmenangehörige – Zuckerberg eingeschlossen – in den vergangenen Monaten Papiere im Gesamtvolumen von 3,8 Mrd. Dollar verkauft. (APA, 26.07.2018)