Wer bei Krafttraining an Bodybuilder und Muckibuden denkt, hat etwas verpasst. Denn heute schwitzen Freizeitathleten und -athletinnen jeden Alters allein im Fitnessstudio an Geräten, in der Gruppe beim Crossfit – oder sie trainieren zu Hause bei einem Youtube-Workout mit dem eigenen Körpergewicht.

Wofür man sich entscheidet, ist Geschmackssache. "Aber je funktionaler ein Training ist, desto sinnvoller ist es", sagt der Linzer Sportmediziner Rainer Hochgatterer, denn an Geräten in der Kraftkammer werden Muskeln nur isoliert trainiert.

Auch Hannes Woschner, Geschäftsführer des Functional-Fitnessstudios Five im 18. Wiener Gemeindebezirk, bemerkt den Trend hin zum funktionaleren Training: "Männer kamen früher und wollten einen auftrainierten Bizeps, während Frauen wollten, dass ihr Hintern nicht mehr hängt. Heute kommen die Kunden und wollen Liegestütz oder Klimmzüge lernen."

Hochgatterer rät dazu, beim Krafttraining an die Grenzen zu gehen, um die Leistung zu steigern: "Das Schinden zahlt sich aus – vorausgesetzt, man ist gesund." Wichtig ist allerdings, sich nur langsam zu steigern – und auf die richtige Technik zu achten.

Ein Überblick darüber, mit welchen Tools derzeit trainiert wird – und was die Geräte bringen.

  • Langhanteln: Der Klassiker in den Muckibuden. Mit der Langhantel können unterschiedliche Muskelgruppen trainiert werden. Beliebt ist beispielsweise die Kniebeuge oder das Bankdrücken. Anfänger sollten sich die Übungen vorab allerdings von einem Profi zeigen lassen – sonst drohen Verletzungen. "Von der Technik her ist die Langhantel sicher eines der anspruchsvollsten Trainingsgeräte", sagt Functional-Fitness-Experte Woschner. Davon, die komplexen Übungen des olympischen Gewichthebens in den Trainingsplan zu mischen, rät er Hobbysportlern aber ab: "Wenn man den Nutzen und das Risiko in Relation setzt, dann sehe ich keinen Grund, das zu machen."
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  • Kurzhanteln: Noch ein Klassiker, der in besonders vielen Privathaushalten ein trauriges, weil ungenutztes Dasein fristet. Mit der Kurzhantel können bestimmte Muskelgruppen – meist Brust, Arme, Schultern und Rücken – trainiert werden.

  • Kettlebells: Dabei handelt es sich um Kugelgewichte mit einem Griff. Der große Vorteil: Damit sind ballistische Übungen – also Übungen mit Schwung – möglich. Beim sogenannten Kettlebell-Swing wird das Gewicht beispielsweise mit beiden Händen umfasst und durch die Beine bis vor den Oberkörper geschwungen. Dabei wird nicht nur die Muskulatur trainiert, sondern man kommt dabei auch noch ordentlich aus der Puste. Ein weiterer Vorteil ist laut Woschner, dass mit den Kettlebells mehrere Übungen nacheinander kombiniert werden können, ohne das Trainingsgerät absetzen zu müssen: "Mit Kettlebells kann man sehr kreativ arbeiten." Noch ein nicht zu verachtender Bonus der Kettlebells: "Das Training damit macht den Hobbysportlern einfach Spaß."
  • Ropes: Die dicken Taue kann man schon länger bei Fitnessbloggern auf Instagram bewundern. Nun haben sie Einzug in heimische Turnhallen gefunden. Für die Übungen werden zwei dicke Seile an der Wand befestigt, die beiden freien Seilenden vom Sportler umfasst und dann mit den Armen so in Bewegung gebracht, dass Wellen in den beiden Seilen entstehen. "Die Ropes werden gerade extrem gehypt, weil sie optisch einfach super ausschauen", sagt Woschner. Er findet das Workout aber auch gut, weil es eine Mischung aus Kräftigung und Herz-Kreislauf-Training ist. Noch ein Vorteil: "Die Seile sind technisch einfach zu bedienen."
  • Prowler: Der Prowler, auf Deutsch: Gewichtsschlitten, ist ein Trainingsgerät, das definitiv für Aufmerksamkeit sorgt. Der Schlitten wird mit Gewichten beladen und dann geschoben. Das trainiert nicht nur so gut wie jeden Muskel im Körper, sondern auch die Kondition. Allerdings ist die Übung laut Woschner besonders für den Kreislauf von Anfängern mitunter zu fordernd.
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  • Sandbags: Mit dem Trend der Functional Fitness haben auch Sandbags, also Sandsäcke, in manchen Fitnessstudios Einzug gehalten. "Der Sand ist ein instabiler Widerstand, das Gewicht muss also ständig neu stabilisiert werden", erklärt Woschner die Herausforderung dabei.

(zof, 11.8.2018)