Haben dem Synth-Pop-Ohrwurm seinen guten Ruf zurückgegeben: Naked Cameo aus Oberösterreich, zu hören beim Popfest Wien.

Foto: Herbert Prieschl

Freitag, 27. 7. 2018

Respekt an alle Veranstalter, die sich trauen, dem Popfest an diesem Wochenende Partykonkurrenz zu machen. Denn das Festival rund um den Karlsplatz, das dieses Jahr von Katharina Seidler und Nino Mandl aka Der Nino aus Wien kuratiert wurde, hat zwei große Vorteile: Es ist gratis, und alle anderen sind auch da. Das verführt natürlich dazu, maximal den Weg zum nächsten Zapfhahn anzutreten. Wer sich aber tapfer für die Musik entscheidet, sollte sich am Freitag zum Beispiel vom oberösterreichischen Synth-Pop-Quartett Naked Cameo belohnen lassen. Seine eingängigen Nummern eignen sich auch ideal für Ersthörer.

Auch vom experimentellen Elektronikwahnsinn von Jung An Tagen kann man sich spontan mitreißen lassen, ein bisschen Einhören in das aktuelle Werk Agent Im Objekt kann nicht schaden. Zur Prime-Time stehen die Indie-Helden Kreisky auf der Seebühne. Den jungen Produzenten Monophobe zu entdecken, bevor es der Rest der Welt tut, sei neben einem Besuch bei Aivery und Schapka besonders empfohlen.

Cid Rim hat das Popfest auch schon beehrt, dieses Jahr muss es aber ohne den Wiener Produzenten und Schlagzeugkapazunder auskommen. Er spielt heute lieber im Kasino am Schwarzenbergplatz im Rahmen der Impulstanz-Party A-Side ein (vermutlich wie immer) fantastisches Liveset. Funky, geschmeidig und cool wird es beim Parfümerie Summer Closing im Celeste, durchgeschwitzt kann dagegen bei Turbo in der Grellen Forelle werden, wo Technopionier Chris Liebing den Massen einheizen wird.

Samstag, 28. 7. 2018

Am Samstag treffen ein paar Konzertoptionen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Team Indie sich gesammelt bei seinen Propheten Tocotronic in der Arena einfinden wird, pilgern hartgesottene Nostalgiker zu Judas Priest in die Stadthalle. Auch irgendwie nostalgisch und hart, aber ganz anders geht es bei Gabber-Fürst Angerfist im ehemaligen Bollwerk zu, Gehörschutz bitte einpacken. Generation Z wird dem 22-jährigen EDM-DJ Martin Garrix in der Krieau zu Füßen liegen.

Auf der Seebühne geht es beim Popfest einstweilen Richtung Hip-Hop, Mundart-Rap-Legende und Lieblingsrapper aller Lieblingsrapper Kroko Jack sollte man sich heute keinesfalls entgehen lassen.

Wer sich von Konzerten grundsätzlich distanziert, kann sein Glück auch im Club finden: Vinylfetischisten werden bei Mutter im Sass glücklich, gemütlich Dub und Reggae inklusive BBQ kann man im Fluc bei Selectas Choice haben. Wer House will, besuche Sarko bei einem intimen Bunker Spezial in der Pratersauna. (Amira Ben Saoud, 27.7.2018)