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Foto: Reuters/Lam

Es ist der größte Verlust an Marktwert, den ein Unternehmen jemals an einem einzigen Tag erlitten hat: Nach der Präsentation seiner Geschäftszahlen war Facebook 118 Milliarden Dollar weniger "wert" als zuvor. Facebook-Chef Mark Zuckerberg verlor dadurch 16 Milliarden Dollar Privatvermögen. Der Kurssturz um zwanzig Prozent hängt mit einer Vielzahl an Problemen zusammen, die das soziale Netzwerk rasch lösen muss. Manch ein Kritiker hofft schon auf das Ende des vielgescholtenen Unternehmens.

Potenzial ausgereizt

Das grundsätzliche Problem ist jedoch eigentlich etwas, worüber sich Facebook freuen könnte: Das Potenzial in Europa und den USA dürfte langsam ausgereizt sein. Nach massiven Zugewinnen an neuen Usern (teils bis zu vierzig Prozent pro Jahr) stellt sich nun ein langsameres Wachstum ein.

Das passierte jedoch etwas rascher als erwartet, außerdem erfolgte die Umstellung nicht kontinuierlich, sondern mit einem harten Schnitt. Da Facebooks Kerngeschäft, die Ausspielung von Werbeanzeigen, direkt mit den Nutzerzahlen in Europa und den USA zusammenhängt, reagierten die Investoren nervös auf das langsamere Wachstum.

Zahlreiche Skandale

Dazu kommen zahlreiche Skandale, die Facebook in den vergangenen Monaten erschüttert haben. Besonders die Aufregung über die Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica, die ohne deren Wissen Daten von bis zu neunzig Millionen Facebook-Usern verwendet hat, sorgte für Schockwellen. So musste sich Zuckerberg zahlreichen politischen Untersuchungsausschüssen stellen. Auch strafrechtliche Ermittlungen laufen.

Unsicherheit durch DSGVO

Parallel dazu trat die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in der EU in Kraft, deren Auswirkungen auf Facebooks Kerngeschäft noch nicht ganz klar abzuschätzen sind. "Es ist eine Verschmelzung von komischen Dingen, die gleichzeitig passieren", sagt die Analystin Lynnette Luna von Global Data zum "Guardian". Die Unsicherheit sorgt für Bewegung an der Börse, was wiederum Facebooks Aktienkurs so absinken lässt.

Die große Frage ist nun, ob die Investoren Zuckerberg zutrauen, die Baustellen zu beseitigen. Ein neuerlicher Skandal könnte das Unternehmen tatsächlich in ernsthafte Turbulenzen stoßen.

Facebooks "Familie"

Prinzipiell sind Nachrichten von Facebooks Tod übertrieben. Die Nutzerzahlen sind hervorragend, das soziale Netzwerk ist viel zu stark, um rasch zu verschwinden. Dazu kommt, dass Facebook auch noch Instagram und Whatsapp betreibt – zwei Plattformen, die großes Potenzial für Monetarisierung aufweisen. Man darf laut Analysten in Zukunft also erwarten, dass Facebook einen Fokus auf seine "Familie" an Apps legt – auch um von Problemen bei der Hauptplattform abzulenken. (fsc, 27.7.2018)