Angesichts der verunreinigten Valsartan-Präparate fordert die Ärztekammer (ÖÄK) Maßnahmen zur Rückverlagerung der Produktion von Arzneimittelwirkstoffen in die EU. Nur mit hohen Qualitätsstandards und entsprechenden Kontrollmöglichkeiten sei die Versorgung der Bevölkerung mit sicheren Arzneimitteln zu gewährleisten.

"Die derzeit laufende Rückrufaktion von verunreinigten Valsartan-haltigen Medikamenten aus China beschäftigt Ärzte, Patienten und Apotheker in Österreich und ganz Europa", erklärte der Leiter des Referats für Medikamentenangelegenheiten der ÖÄK, Karl Forstner, am Freitag. Schließlich handle es sich bei Valsartan um einen breit eingesetzten Wirkstoff zur Behandlung von Herzinsuffizienz und Bluthochdruck.

Untersuchungen des Zentrallabors der Deutschen Apotheker hatten ergeben, dass Patienten mit einer Tablette pro Tag wahrscheinlich krebsauslösendes Nitrosamin entsprechend dem Konsum von zwei bis zehn Kilogramm Pökelfleisch aufgenommen haben. In Österreich sind von dem Arzneimittelrückruf rund 71.000 Patienten betroffen.

Andere Wirkstoffe

Bisher hätten nur zwei Hersteller in Österreich deklariert, dass ihre Produkte frei von Verunreinigungen durch N-Nitrosodimethylamin (NDMA) sind. Diese einwandfreien Medikamente seien jedoch in vielen Apotheken bereits ausverkauft. Daher müssten Patienten auf andere Wirkstoffe umgestellt werden. Das bedeute einen enormen zeitlichen Mehraufwand für die betreuenden Ärzte, vor allem aber große Verunsicherung bei den Patienten. "Es ist zu befürchten, dass manche Patienten 'sicherheitshalber' auch die vom Arzt verschriebenen unbedenklichen Medikamente nicht regelmäßig oder gar nicht einnehmen, was gerade bei Herzpatienten äußerst gefährlich werden kann", so Forstner.

Für Ärzte ist es nicht möglich, anhand der Medikamentenpackung festzustellen, ob ein Medikament von der Rückrufaktion betroffen ist. Die Ärztekammer ersucht daher Patienten, die Valsartan-haltige Arzneimittel zu Hause haben, diese in ihrer zuständigen Apotheke prüfen zu lassen.

Sollte das Medikament betroffen sein, werde der betreuende Arzt die Umstellung auf ein anderes Präparat mit dem Patienten besprechen. Das sollte in der Regel kein Problem sein, weil es innerhalb dieser Wirkstoffgruppe genügend Alternativprodukte gebe. Keinesfalls sollten Patienten ihre Medikamente selbstständig absetzen. (APA, 27.7.2018)