Schön langsam wird eine Sommerserie draus. Vor zwei Wochen hat der Krisenkolumnist vor der Gefahr gewarnt, die von herabfallenden Rüsseltieren ausgeht (Anlassfall: Zirkuselefant in Osnabrück stürzt aus der Manege ins Publikum). Jetzt gibt es aber auch noch Hinweise auf ein weiteres, ebenfalls gern übersehenes bestialisches Ärgernis.

Die Zeitung Heute, bei süffigen Tiergeschichten immer vorn dabei, berichtet dieses: Frau Makenze Bullins aus Kechi (Kansas) erhielt kürzlich im Büro auf ihrem Handy die Benachrichtigung, dass jemand an ihrer Haustür klingle. Und was zeigte die angeschlossene Videokamera? "Eine Schlange, die die Wand hochgekrochen war." Es handelte sich also, wie Heute mitfühlend titelte, tatsächlich um eine "böse Überraschung in Kansas".

Klingelnde Schlangen wollen meist auch nichts anderes als menschliche Nervensägen vor der Tür: ein paar Euro für mildtätige Zwecke schnorren ("Kobras in Not"), die Wohnungsinhaber missionieren (Bibelforscher-Schlangen) oder, wenn es pubertierende Schlangen sind, sich einen Spaß machen, indem man die Bewohner herausklingelt, sich sofort schleicht und dann an der Vorstellung ergötzt, wie die Gelackmeierten blöd ins Leere glotzen ("Glöckerlpartie").

Junge Schlangen, die Glöckerlpartien machen, sind besonders penetrant, weil sie dank ihrer gespaltenen Zungen simultan gleich zwei Klingeln mit den Zungenspitzen drücken können, und wenn sie die Schwanzspitze hinzunehmen, sogar drei. Noch ärger sind Riesenschlangen: Eine fette Boa constrictor, die sich breit über den Klingelkasten fläzt, kann sämtliche Bewohner des DC Tower 1 auf der Donauplatte oder jene des Burj Khalifa in Dubai gleichzeitig herausklingeln. Schlangen mögen dies witzig finden, aber für die Betroffenen ist es ebenso eine Zumutung, wie wenn man beim Blick durch den Türspion schnurgerade auf ein paar ungeputzte Giftzähne schaut.

Wer ständig von Reptilien-Hausierern belästigt wird, dem wird letztlich nichts anderes übrigbleiben als die Selbsthilfe. Empfehlenswert ist, sich außer dem Pitbull einen aufgeweckten Greifvogel oder einen Mungo als Haustier anzuschaffen. Daneben helfen die üblichen Hausmittel gegen Reptilien: Schlangen fest verknoten oder Viagra als Futter auslegen, und wenn sie dann bewegungsunfähig sind, nichts wie ab damit nach Gut Aiderbichl. (Christoph Winder, 27.7.2018)