Prinz Louis von Cambridge im St. Mary's Hospital London.

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Was spielt sich alles im Innenleben eines Babys ab? Welche Faktoren wirken auf die frühkindliche Entwicklung? Und: Was für Herausforderungen warten auf junge Eltern?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Dokuserie "The Beginning of Life", und wie es aussieht, sind die Antworten darauf gar nicht so simpel. Entgegen der gängigen Meinung, Neugeborene wären eine Art Tabula rasa, eine weiße Wand, die erst durch Interaktion mit der Umwelt beschrieben werde, meint die Filmemacherin Estela Renner, Kinder kämen schon als kleine Wissenschafter und Wissenschafterinnen zur Welt, denn die Gehirnstrukturen zum Verarbeiten von Informationen wären bereits vorprogrammiert.

Renners 2016 erschienene Dokumentation "The Beginning of Life" ("Der Beginn des Lebens") und die gleichnamige Serie widmen sich ganz der frühkindlichen Entwicklung in all ihrer Komplexität und behandeln die durchlaufenen Lernphasen vom Fötus bis ins Erwachsenenalter. Darüber hinaus beschäftigt sich die Regisseurin in einer hoffnungsvollen – aber nicht kitschigen – Weise mit der Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen und den Herausforderungen von Elternschaft.

Bedingungen fürs Aufblühen

In der Tat ist ein Neugeborenes nicht komplett seiner Umwelt ausgeliefert. "Es gibt einen angeborenen Antrieb, eine Aufgabe zu meistern", meint Jack Shonkoff, Direktor des Center on the Developing Child der Universität Harvard, in einem "Atlantic"-Artikel.

Dennoch: Trotz unterschiedlicher angeborener Eigenschaften eines Menschen bleibt es dabei: Eltern, Kinder und andere Erwachsene im unmittelbaren Umkreis des Kindes haben enormen Einfluss auf dessen Entwicklung – und genau deshalb sollte auch auf die ideale Gestaltung des Lernumfeldes geachtet werden. Neben dem Erleben von Freiheit und Unterstützung als Voraussetzung sei auch das (selbstbestimmte) Spiel eines der wichtigsten Mittel des erfolgreichen Lernens. Lässt man der Fantasie der Kleinen freien Lauf, stellt man ihnen den Raum zur Verfügung, ihre Spielwelt selbst zu kreieren, fördere dies die Gehirnentwicklung und das Aufblühen unserer Jüngsten, erklärt Shonkoff.

Liebe aus ökonomischer Sicht

"Diese Liebe trägt einen großen ökonomischen Wert", so Andre Meltzoff, Co-Direktor des Institute of Learning and Brain Sciences. Er betont ebenfalls: Kinder mit hohem Selbstwertgefühl, die sich geliebt und unterstützt fühlen, sind eher dazu bereit, neue Erfahrungen zu machen, und hätten weniger Probleme damit, zu scheitern. Da ihnen von ihrem Umfeld der Rücken gestärkt wird, könnten sie sich erlauben Risiken einzugehen und sich trotzdem sicher zu fühlen.

Darüber hinaus fördere ein unterstützendes Umfeld die Gesundheit. Liebe und Fürsorge würden Kinder quasi dazu prädisponieren, eine Ausbildung abzuschließen und zu produktiven Erwachsenen heranzuwachsen. Das sei auch aus wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung.

Die Dokureihe "The Beginning of Life, The Series" erstreckt sich über sechs Episoden zu jeweils rund 40 Minuten und ist derzeit auf Netflix zu sehen. (Roxane Seckauer, 31.7.2018)