Inmitten des Handelsstreits mit den USA sieht die chinesische Wettbewerbsbehörde doch noch Chancen für ein Zustandekommen der größten Übernahme in der Chipbranche.

Einen Tag, nachdem die SAMR eine Frist für die Freigabe der rund 44 Mrd. Dollar (37,6 Mrd. Euro) schweren Akquisition des niederländischen Halbleiter-Unternehmens NXP durch den US-Konkurrenten Qualcomm verstreichen ließ, teilte die Behörde am Freitag mit, dass der letzte von Qualcomm vorgelegte Plan nicht die Wettbewerbsbedenken habe ausräumen können. Zugleich erklärte die SAMR: "Wir hoffen, die Kommunikation mit Qualcomm fortzusetzen und innerhalb der Prüffrist eine passende Lösung für die Angelegenheit finden zu können." Die Überprüfungsperiode ende am 15. August, sei aber bis zum 14. Oktober verlängerbar.

Gebühr von 2 Mrd. Dollar

Die Ankündigung dürfte allerdings zu spät kommen. Qualcomm hat die Offerte am Donnerstag zurückgezogen. Die Gebühr von 2 Mrd. Dollar, die bei einem Nicht-Zustandekommen an NXP fällig war, wurde bereits gezahlt. Zudem kündigten Qualcomm und NXP milliardenschwere Aktienrückkaufprogramme an. Auf die Frage nach einer Stellungnahme zur SAMR-Erklärung verwies eine Qualcomm-Sprecherin auf die Ankündigung vom Donnerstag, die Pläne nicht weiter zu verfolgen. NXP war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen.

Nach Ansicht von Qualcomm-Chef Steven Mollenkopf ist der Konzern in den Handelskrieg geraten, der zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt entbrannt ist, wie er in einem CNBC-Interview am Donnerstag sagte. US-Finanzminister Steven Mnuchin forderte, US-Firmen müssten fair behandelt werden. China sei offen für Investitionen ausländischer Firmen und würde mit allen Unternehmen gleich umgehen, hieß es in der Mitteilung der SAMR.

"Die USA betrachten es als politisch motiviert, da gibt es keine Zweifel"

Beobachter gehen davon aus, dass die Politik bei dem Vorgang eine Rolle spielt. "Die USA betrachten es als politisch motiviert, da gibt es keine Zweifel", sagte Andrew Gilhom, Analyst bei der Beratungsfirma Control Risks. Mit ihrer Mitteilung – einen Tag nach der verstrichenen Frist – wolle die chinesische Wettbewerbsbehörde offenbar dagegen angehen. Nun stelle sich die Frage, ob es sich um einen einmaligen Vorgang handele oder nicht.

Qualcomm und NXP hatten rund zwei Jahre über die geplante Transaktion verhandelt. Acht von neun Wettbewerbsbehörden hatten bereits grünes Licht gegeben. Die Erlaubnis aus China war die letzte Hürde. Sie war nötig, weil Qualcomm im vergangenen Jahr zwei Drittel seines Umsatzes in der Volksrepublik machte. (APA, 27.7. 2019)