Blut im Stuhl kann nicht nur ein Hinweis auf Darmkrebs, sondern auch ein Indikator für andere Erkrankungsrisiken sein, vermuten Forscher.

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Ab 50 ist die Darmkrebsvorsorge empfehlenswert. Es wird nicht nur nach Krebs oder etwaigen Krebsvorstufen gesucht, sondern der Arzt entfernt auch Polypen, die sich zu bösartigen Tumoren entwickeln können. So lässt sich das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, signifikant senken. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung wird der Stuhl auch auf sogenanntes okkultes – also verstecktes, nicht sichtbares – Blut getestet.

Blut im Stuhl kann ein Hinweis für Darmblutungen sein – das wiederum ist ein möglicher Indikator für Darmkrebs. In mehreren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, erhöht ist, wenn okkultes Blut im Stuhl nachgewiesen wurde.

Forscher aus Schottland haben nun untersucht, ob verstecktes Blut im Stuhl generell mit einem erhöhten Sterberisiko – unabhängig von Darmkrebs – im Zusammenhang steht. Die Wissenschafter nutzten dazu die Daten von insgesamt rund 134.000 Patienten im Alter zwischen 50 und 74 Jahren, bei denen zwischen den Jahren 2000 und 2016 der sogenannte Guajak-Stuhltest (gFOBT) durchgeführt wurde. Bei diesem Test werden Stuhlproben auf einem speziellen Teststreifen fixiert und mit einer Lösung beträufelt. Verfärbt sich der Teststreifen, beinhaltet die Stuhlprobe Hämoglobin, das ein wesentlicher Bestandteil des Blutes ist. Damit liefert er einen zuverlässigen Hinweis auf Darmblutungen.

Achtfach höheres Risiko für Darmkrebs

Bei 2.714 Patienten war dieser Test positiv, die restlichen 131.207 Personen hatten kein okkultes Blut im Stuhl. Anschließend wurden die Daten aller Probanden mit den Einträgen in einer Datenbank, die alle Sterbefälle in Schottland enthält, abgeglichen. Dadurch konnten die Forscher einen Zusammenhang zwischen den Testergebnissen und den Sterbefällen herstellen.

Die Analyse zeigte, dass jene Personen, deren Testergebnis positiv war, ein größeres Risiko hatten, an Darmkrebs zu sterben, als die Vergleichsgruppe. Konkret war das Mortalitätsrisiko aufgrund von Blut im Darm um das Achtfache höher. Weitere Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht und die Einnahme von Medikamenten, die Blutungen verursachen können, wurden herausgerechnet.

Fenster zur Gesundheit

Was die Wissenschafter noch herausfanden: Blut im Stuhl erhöht nicht nur das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, dass andere Erkrankungen auftreten. Demnach war das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 28 Prozent erhöht, das Mortalitätsrisiko durch Atemwegserkrankung steigerte sich um 96 Prozent, die Wahrscheinlichkeit, an Erkrankungen des Verdauungssystems – ausgenommen Darmkrebs – zu sterben, war um das 3,4-Fache höher. Das Fazit der Forscher: Menschen mit okkultem Blut im Stuhl haben insgesamt ein um 56 Prozent höheres Risiko, frühzeitig zu versterben.

Die Studienautoren schreiben aber auch, dass die Beobachtungsstudie keine kausalen Schlüsse zulässt. Dennoch betont Uri Ladabaum von der medizinischen Fakultät der Stanford University in einem Kommentar die Relevanz der Ergebnisse: "Möglicherweise sagt okkultes Blut im Stuhl mehr über die Gesundheit aus, als wir bislang vielleicht gedacht haben. Wenn das Auge das Fenster zur Seele ist, könnte der Guajak-Test möglicherweise ein Fenster zur allgemeinen Gesundheit sein." (red, 2.8.2018)