Jaha Koos "Cuckoo" bei Impulstanz.

Foto: Radovan Dranga

Wien – Südkorea ist die weltweit elftgrößte Volkswirtschaft und gilt als reiches Land. Wie teuer dieser Wohlstand erworben ist, hat der Performancemacher Jaha Koo gerade in seinem Stück Cuckoo bei Impulstanz im Schauspielhaus gezeigt. In dieser teils schockierenden dokumentarischen Arbeit wird dem Publikum mithilfe von Videos, Text und sprechenden Reiskochern etwas Monströses vorgeführt.

Während der Asienkrise Ende der 1990er-Jahre geriet auch Südkorea in ein wirtschaftliches Tief und musste Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen. Jaha Koo, geboren 1984, hat den enormen Druck, der im Anschluss auf die Bevölkerung des Landes ausgeübt wurde, als Jugendlicher erlebt.

Abgrundtiefe Melancholie

Die IWF-Intervention wurde als nationale Schande empfunden, die Regierung zahlte die Schulden bis 2001 zurück. Dafür schien jedes Mittel recht. Geblieben ist die Rechtfertigung, die Bevölkerung in unmenschlichen Leistungszwang, soziale Isolation und Selbstmord zu hetzen. Mit bitterer Ironie und abgrundtiefer Melancholie führt Jaha Koo vor, zu welchen Exzessen ein entfesseltes Wirtschaftssystem in Kombination mit einer zu Repressionen neigenden Regierung fähig ist.

Die Reiskocher der Marke Cuckoo gehören zu den Symbolen des südkoreanischen Wiederaufstiegs. Jaha Koo lässt sie streiten, todessüchtige Lieder singen und die psychische Verwahrlosung im Land widerspiegeln. Ein exzellentes aufklärerisches Stück. (ploe, 27.7.2018)