Paris – Auch am Freitag glühte die Sonne kontinentweit am wolkenlosen Himmel über ausgetrockneten Böden und trieb die Temperaturen an vielen Orten weit über die 30-Grad-Marke. Vorsichtige Entwarnung gab es in den Waldbrandgebieten Griechenlands, Schwedens und Brandenburgs.

Der Brand in der Nähe von Potsdam wütete nach Angaben des Innenministeriums auf einer Fläche von 40 bis 50 Hektar.
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Überall machten sich die Folgen der Hitze bemerkbar: Zahlreiche Zugverbindungen durch den Kanaltunnel zwischen Frankreich und Großbritannien wurden wegen "extremer Hitze" gestrichen – die Klimaanlagen hielten nicht mit. Hamburgs Behörden sagten das traditionelle Feuerwerk zum Sommer-Dom am Freitagabend ab, zu groß war die Brandgefahr auf den trockenen Böden. Mecklenburg-Vorpommern verbot das Betreten mehrerer Wälder.

Warnung für Tessin

Die schweizerischen Behörden gaben eine Hitzewarnung für das Tessin heraus, weil sie ernsthafte Gefahren für die Gesundheit sahen. Auch in Belgien wurde nach Temperaturen von 34 Grad offiziell eine Hitzewelle ausgerufen. In den Niederlanden fiel die Temperatur in der Nacht auf Freitag nicht unter 24,4 Grad: Es war die wärmste jemals dort registrierte Nacht.

In Großbritannien hielten Meteorologen für Freitag ein Überschreiten der bisherigen Rekordtemperatur von 38,5 Grad für möglich. Die Medien sprachen vom "Glutofen-Freitag". Die Hitze veranlasste den Feuerwehrchef der sonst eher feuchten Hauptstadt London, Dany Cotton, zu einem öffentlichen Stoßseufzer: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde: Wir beten jetzt für Regen."

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In London trotzten Kinder den heißen Temperaturen mit einer Dusche.
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In Deutschland sprachen Meteorologen von der ausgeprägtesten Hitzewelle seit 2003. Thomas Endrulat vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam warnte, dass die Hitze noch bis mindestens Mitte August über Deutschland hängen wird: "Es ist noch kein Ende zu erkennen."

Aufräumen in Griechenland

In Berlin setzte die Polizei einen Wasserwerfer ein, um die ausgetrocknete Wiese vor dem Reichstagsgebäude zu wässern. Im nahe gelegenen Fichtenwalde in Brandenburg brachten Feuerwehrleute in einem nächtlichen Einsatz den großen Waldbrand unter Kontrolle. Eine zeitweise befürchtete Evakuierung des kleinen Orts erwies sich als unnötig.

Im Umland der griechischen Hauptstadt Athen gingen die Aufräumarbeiten nach den Waldbränden weiter. Immer mehr deutete auf Brandstiftung hin: Der Vizeminister für Katastrophenschutz, Nikos Toskas, sprach von deutlichen Hinweisen auf "kriminelle Handlungen". In den Bränden waren mindestens 91 Menschen gestorben, 25 werden weiter vermisst.

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In Griechenland wurden am Freitag die Aufräumarbeiten nach den verheerenden Waldbränden fortgesetzt.
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In Schweden kämpfte die Feuerwehr noch gegen 17 Waldbrände. Vor einer Woche waren es noch doppelt so viele. Weitere Linderung dürften Regenfälle bringen, die für das Wochenende vorhergesagt waren.

In der Bibliothek einer südschwedischen Ortschaft dürfen die Menschen wegen der andauernden Trockenheit vorübergehend ihre Wäsche waschen. Viele Einwohner dort sind nicht an die kommunale Wasserversorgung angeschlossen, sondern decken ihren Bedarf mit eigenen Brunnen. Weil es seit Wochen nicht mehr richtig geregnet hat, ist der Grundwasserstand aber stark gesunken.

Zu wenig Wasser

Es bleibe nicht genug Wasser für die Waschmaschinen, sagte der Personalchef der Gemeinde Svenljunga. Die Bibliothek hat eine Waschmaschine und einen Trockner, die normalerweise von Putzkräften genutzt werden. Auch die Duschen in einigen öffentlichen Gebäuden hat die Gemeinde demnach bereits für Menschen geöffnet, die zuhause zu wenig Wasser haben. Zugleich riet die Kommunen ihren Einwohnern, die Brunnen tiefer zu graben.

In Lettland teilte die Feuerwehr mit, einen gut tausend Hektar großen Buschbrand unter Kontrolle gebracht zu haben. Das Baltenland hatte wegen der Hitze und der Dürre den nationalen Notstand ausgerufen. Regnen sollte es auch in Frankreich, wo am Donnerstag Temperaturen von 37 Grad gemessen worden waren. (APA, AFP, red, 27.7.2018)