Mogyorod/Budapest – Im Duell um den Formel-1-WM-Titel darf sich Sebastian Vettel Hoffnungen auf einen schnellen Konter gegen Lewis Hamilton machen. Vor dem letzten Grand Prix vor der vierwöchigen Sommerpause sicherte sich der deutsche Ferrari-Star in Mogyorod bei Budapest die Bestzeit im Freitagstraining. Weltmeister Hamilton landete im Mercedes mit 0,753 Sekunden Rückstand nur auf Rang fünf.

Vettel verwies mit einem Vorsprung von nur 74 Tausendstel Österreich-Sieger und Red-Bull-Jungstar Max Verstappen aus den Niederlanden auf den zweiten Platz und war damit "ziemlich zufrieden". Gleichwohl merkte der 31-Jährige aber an: "Wir können uns noch weiter verbessern, es war aber einer der besseren Freitage." Gleichzeitig warnte Vettel vor den "Bullen": "Ich glaube, es wird sehr eng. Red Bull schaut schneller aus als an den letzten Freitagen."

Intensität steigt

Denn Dritter nach der zweiten eineinhalbstündigen Einheit war Verstappens Stallgefährte Daniel Ricciardo (0,227). Da auch Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen (0,319) noch klar vor WM-Leader Hamilton lag, waren die "Silberpfeile" vorerst auf dem kurvenreichen Hungaroring, wo es nicht so sehr auf die Power, sondern vor allem auf die Aerodynamik ankommt, nur noch die dritte Kraft.

Hamilton und Vettel liefern sich einen WM-Zweikampf, der immer mehr an Intensität zunimmt. Vor dem zwölften der 21 Saisonrennen liegt derzeit der Titelverteidiger aus England, der am vergangenen Sonntag in Hockenheim gesiegt hatte, 17 Zähler vor dem Deutschen, der heuer ebenfalls zum bereits fünften Mal Weltmeister der Motorsport-Königsklasse werden will.

"Wir fahren gegen ein Team, das in diesem Jahr schneller als wir ist. Im vergangenen Jahr war es noch ziemlich ausgeglichen, es gab einige Wochenenden, an denen wir schneller waren als sie, an einigen waren sie schneller als wir", beschrieb Hamilton den Zweikampf mit Vettel und Ferrari. "Dieses Jahr sind die Ausschläge mehr in ihre Richtung, deshalb müssen wir an den Wochenenden noch mehr liefern und versuchen, noch mehr herauszuholen. Daher ist der Druck, noch mehr aus jedem Millimeter herauszuziehen, größer denn je, wenn ich am Ende die Nummer eins sein will."

Was zählt

Sowohl für Hamilton als auch für Vettel zählt am Ende nur der Titel. Fünfmal wechselte in dieser Saison bereits die WM-Führung. Für beide Spitzenfahrer und ihre Rennställe gilt es nun besonders, konstant Höchstleistungen zu bringen und die Fehlerquote zu minimieren. "Mit dem Kopf immer bei der Sache zu sein, von März bis November, jedes Wochenende bei 100 Prozent anzukommen", betonte der 33-Jährige, wie maximal fordernd der Kampf um die Krone ist, und gestand: "Ich kann ehrlich sagen, dass ich das nicht an jedem Wochenende perfekt hinbekommen habe."

Vettel auch nicht. Zuletzt in Hockenheim kostete den 31-Jährigen ein Ausrutscher auf nasser Strecke den fast schon greifbaren Sieg vor heimischem Publikum. Es war ein Rückschlag für Vettel auf dem ersehnten Weg zur ersten WM mit der Scuderia – mehr erst einmal nicht. Zumal die Italiener derzeit auf der Geraden mehr Motorstärke auf die Strecke bringen können als die "Sternenflotte".

"Ferrari setzt die Maßstäbe, sie sind in der Lage, von Rennen zu Rennen immer mehr rauszuholen", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff über den Hauptrivalen, dessen langjähriger Chef Sergio Marchionne gestorben ist. Mit einem schwarzen, auf den vorderen Teil der roten Rennwagen lackierten Streifen wird seiner gedacht. Ein Ferrari-Sieg in Ungarn wäre auch ein Zeichen der Ehrerbietung. (APA, 27.7. 2018)