Gina Grond und Dennis Graen betrachten das wiedergefundene Stück.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Jena – Von einer freudigen Überraschung kann die Universität Jena berichten: Zwei Restauratorinnen entdeckten bei ihren Konservierungsarbeiten einen Gipsabguss aus der Antikensammlung der Universität Jena, der als längst zerstört galt. 1904 hatte der Kunsthistoriker und Archäologe Botho Graef im Inventarbuch der Sammlung vermerkt, das Fragment des Grabmals der Hegeso sei "im alten Schloss verfault, beim Umzug vernichtet, weil zerfallen".

Das Grabmal wurde 1870 auf einem antiken Friedhof in Athen gefunden. Es wird dem Bildhauer und Bronzegießer Kallimachos zugeschrieben, der im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung in Athen arbeitete. Das Original der Grabstele befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum in Athen. Über den beiden darauf dargestellten Figuren steht in altgriechischer Schrift "Hegeso (Frau oder Tochter des) Proxenos". Die zweite Figur dürfte eine Dienerin oder Sklavin darstellen.

Ein Stückchen Archäologiegeschichte

Der Gipsabguss des Grabmals wurde laut Dennis Graen, Kustos der Antikensammlung der Uni Jena, zwischen 1854 und 1899 erworben. Dann fiel es einem Umzug zum Opfer – dachte man jedenfalls damals. Bis die beiden Restauratorinnen Gina Grond und Elodie Rossel nun zur Tat schritten und dabei den Überraschungsfund machten.

"Als wir einen Magazinraum ausräumten, fanden wir den Abguss versteckt hinter anderen Objekten", sagt Grond, die im Auftrag der Kustodie tätig ist. Das etwa einen Meter Mal 80 Zentimeter große Objekt, der obere Teil des Abgusses, war in Baumwolltücher eingewickelt und stand an einer Wand. Laut Graen könnte es ab Herbst im neuen Archäologischen Museum der Universität ausgestellt werden. (red, 28. 7. 2018)