Ahed Tamimi gibt eine Presskonferenz

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Tel Aviv – Fast acht Monate nach ihrer Festnahme ist die Palästinenserin Ahed Tamimi wieder frei. Die israelische Gefängnisbehörde entließ die 17-Jährige am Sonntag aus der Haft, wie der Sender i24 berichtete. Sie stand wegen tätlichen Angriffs auf einen israelischen Soldaten vor einem Militärgericht.

Anklage und Verteidigung hatten sich im März in einem Deal auf eine achtmonatige Haftstrafe geeinigt. Tamimi war zusammen mit ihrer Mutter Nariman in Haft, die ebenfalls freikam.

Tamimis israelische Anwältin Gaby Lasky sagte, die Frauen seien etwas früher entlassen worden. Dies sei übliche Praxis in Israel, weil die Gefängnisse so überfüllt seien.

Ahed Tamimi hatte im Dezember in ihrem Heimatort Nabi Saleh im Westjordanland einem israelischen Soldaten vor laufender Kamera ins Gesicht geschlagen. Sie war damals noch 16 Jahre alt.

Traum vom Jus-Studium

Auf einem Video, das sich schnell im Internet verbreitete, war zu sehen, wie Tamimi, ihre Mutter und eine Verwandte die Konfrontation mit zwei Soldaten suchten. Tamimi trat und schlug auf einen der Männer ein, ein Fausthieb traf ihn im Gesicht. Die Soldaten reagierten kaum. Die Frauen wurden nach dem Vorfall festgenommen.

In arabischen Medien wurde der Teenager mit den langen, dunkelblonden Locken als Symbolfigur des Widerstands gegen die israelische Besatzung gefeiert. Israel sieht Tamimi dagegen als Provokateurin.

Tamimis Vater Bassem sagte der Deutschen Presse-Agentur vor ihrer Freilassung: "Ich habe diesen Moment herbeigesehnt, weil ich sie beide sehr vermisst habe." Er sagte, man wolle den Widerstand gegen die israelische Besatzung fortsetzen, "aber auf andere Weise". Jahrelange Proteste in Nabi Saleh seien nach der Festnahme der Frauen gestoppt worden. Die Familie strebe für die Zukunft ein normales Leben an. Ahed Tamimi träume von einem Jusstudium, "vielleicht in Großbritannien oder in Palästina". (APA, dpa, 29.7.2018)