Friday Harbor – Forscher beobachteten herzzerreißende Szenen vor der US-Westküste: Damit ihr totes Junges nicht im Meer versank, stupste eine Schwertwal-Mutter es immer wieder mit der Nase an und trug es so tagelang mit sich.

Das Kalb war am Dienstag in den Gewässern vor der kanadischen Stadt Victoria zur Welt gekommen, starb jedoch kurz darauf, wie Wissenschafter vom Center for Whale Research in der US-Stadt Friday Harbor mitteilten. Das Junge war demnach nicht einmal eine Stunde alt geworden.

Der Tod dieses Schwertwaljungen zeigt nach Angaben der Wissenschafter die Probleme der Orca-Population an dem Küstenabschnitt im kanadischen British-Columbia. Die Tiere sind stark gefährdet. "In den vergangenen drei Jahren sind hundert Prozent der Schwangerschaften in dieser Population gescheitert, weil die Wale nicht genügend Nahrung haben", erklärte der Biologe Kenneth Balcomb. Die Hauptnahrungsquelle der Orcas sind dort Chinook-Lachse. Diese sind nach Angaben der Forscher wie die Walpopulation stark gefährdet.

Dass Schwertwale oder Delfine ein totes Jungtier über mehrere Tage mit sich tragen, sei nichts Ungewöhnliches, so Balcomb. Die Tiere hätten eine besonders starke Beziehung zu ihrem Nachwuchs und würden sich manchmal bis zu einer Woche nicht von toten Jungtieren, hieß es in der Mitteilung.

Zu der Schwertwal-Population im nordöstlichen Pazifik gehören drei Gruppen. Im Juni 2018 gab es laut Walforschungszentrum 75 Wale; 23 davon in der Gruppe, zu der das tote Kalb gezählt hätte. (APA, 29.7.2018)