Im Gefolge der Affäre Özil gehen die Wogen immer noch hoch. Einige Teilnehmer an diesem Disput argumentieren, die Deutschen hätten den Rassismus nicht gepachtet – stimmt natürlich -, und stoßen sich daran, dass manche Deutschtürken Deutsche "rassistisch" als "Kartoffeln" bezeichnen.

Es wäre nicht das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass es zu einer sprachlichen Gleichsetzung von Völkern mit deren angeblichen Speisevorlieben kommt ("angeblich", weil es genug Low-Carb-vernarrte Deutsche gibt, die die Kartoffel hassen wie die Pest). Der chauvinistische Franzose nennt Italiener "Spaghetti" und Engländer "Bifteks" ("Beefsteaks"); für den hurrapatriotischen Briten sind Franzosen "Frogs" und Deutsche "Krauts" etc., etc.

Nett gemeint ist keine dieser Bezeichnungen, und wer einen Münchner oder Hamburger per "Kartoffel" anredet anstatt mit "hochmögender Vertreter des edlen Germanentums", macht sich gewiss einer groben Unfreundlichkeit schuldig. Aber "rassistisch"? Doch allenfalls gegenüber der Kartoffel, die hier als einzige Sättigungsbeilage als Inbegriff alles Idiotischen herhalten muss.

Das möge jetzt bitte nicht als Ermunterung an die Austrotürken verstanden werden, sich zu erfrechen und uns hinter unserem Rücken "Kartoffeln" zu nennen. Wenn überhaupt, sind wir Erdäpfel oder Bodenbirnen. Und selbst das lassen wir uns von Fremden ungern sagen. (Christoph Winder, 29.7.2018)