Kryptowährungen sind Neuland. Mit ihnen konnte bereits viel Geld verdient werden. Ein Faktum, das auch Betrugssysteme sprießen lässt.

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Wien – Die Aufarbeitung des Bitcoin-Anlagebetrugs, der über das System Optioment gelaufen ist, hängt wohl auch an der Person Christopher R. Er soll es ja gewesen sein, der die drei österreichischen Vertriebsleute, die als "drei Musketiere" tituliert werden, in das System Optioment brachte. Die drei Musketiere haben in mehreren Infoveranstaltungen Kunden angeworben. Geködert wurden diese mit der Aussicht auf hohe Zinsen, die aus dem Handel mit Bitcoin generiert werden sollten.

Der Zusammenbruch

Die Zinszahlungen wurden vergangenen November gestoppt, das System Optioment brach zusammen und flog auf. Auch weil die drei Musketiere Anzeige gegen die mutmaßlichen Hintermänner Lucas M. und Alexander P. eingebracht haben. Von ihnen fehlt bis heute jede Spur. Ob die beiden existieren, wird von Involvierten mittlerweile angezweifelt. Laut der Sachverhaltsdarstellung, die einige Optioment-Anleger bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht haben, soll R. wesentlicher Erfinder von Optioment gewesen sein. R. könnte also wohl einiges zur Aufklärung beitragen. Eilig dürften es die Ermittler aber nicht haben, ihn zu befragen. Drei Einvernahmetermine habe R. bereits platzen lassen. Vor kurzem hat R. sich via Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft gemeldet.

Das Kennenlernen

Darin erklärt er, dass er im asiatischen Raum am Aufbau neuer Gesellschaften arbeite, die sich mit dem "Minen" kryptografischer Werte beschäftigen. R. hält fest, dass er M. und P. durch private Bitcoin-Trades kennengelernt habe. Sie hätten ihm Optioment Mitte 2016 vorgestellt und sich R. gegenüber als die Betreiber der Seite präsentiert. Weil M. und P. angaben, Probleme zu haben, weitere Interessenten für das System zu finden, sei R. aktiv geworden und habe sich an die drei Musketiere gewandt.

Der Kontaktmann

Die drei Musketiere habe R. durch die Bitclub-Network-Events kennengelernt, die diese regelmäßig veranstaltet hatten. Da auch die drei Musketiere eine geschäftliche Tätigkeit im Umfeld des Krypto-Tradings anstrebten, stellte R. ihnen Optioment vor. Die drei hätten zu verstehen gegeben, dass sie bei Optioment mitwirken wollten. R. sollte zu Beginn als Schnittstelle für die Kommunikation zwischen den drei Musketieren und den Optioment-Betreibern fungieren.

Die Provision

Das Angebot war lukrativ. M. und P. sollen ihm für Kontaktvermittlung und Kommunikation 250 bis 500 Bitcoins versprochen haben, behauptet R. Zur Einordnung: 500 Bitcoins sind zum aktuellen Kurs etwas mehr als vier Millionen Dollar wert. Provision sei R. auch von den drei Musketieren versprochen worden. M. und P. hätten jedoch nur einen Bruchteil bezahlt, die drei Musketiere gar nichts. R. hält in seiner Darstellung fest, dass er zu keinem Zeitpunkt in den Aufbau oder die Entwicklung des Geschäftsmodells von Optioment involviert gewesen sei.

Das Ende des Jobs

Das letzte Treffen zwischen ihm und den Hintermännern habe zwischen Oktober und November 2016 stattgefunden. Zu dieser Zeit habe er auch seine Tätigkeit als Kontaktmann beendet, sagt R., der seinerseits Kunde von Optioment blieb und somit nun selbst Opfer sei. Er soll 40 Bitcoins verloren haben. Eine erneute Kontaktaufnahme durch M. und P. mit der Bitte, ob R. nicht wieder den Kontaktmann machen wollte für deren neue Seite Bitleys, lehnte R. laut eigener Darstellung "sofort ab". Vor allem, weil R. von den Betreibern die vereinbarte Provision für die Vermittlung der drei Musketiere nie erhalten habe.

Das eigene Geschäft

R. gilt als Kenner der Bitcoin-Szene. Er hat 2014 in Kufstein die Cointed OG gegründet, die 2016 von R. gemeinsam mit Wolfgang Thaler in die Cointed GmbH umgegründet wurde. Cointed ist im Mining aktiv, betreibt eine Handelsplattform für Kryptowährungen sowie Euro-Bitcoin-Wechselautomaten. Das Unternehmen kämpft mit erheblichen Problemen. Anleger kommen, wie berichtet, an ihre Investments nicht heran. R. hat seine Cointed-Anteile zu Jahresbeginn an Thaler abgegeben. Thaler arbeite, so teilte er zuletzt via Video mit, an der Verhinderung der Insolvenz und halte sich für Investorengespräche in China auf.

Das Interesse

Die polizeilichen Ermittler interessiert derzeit insbesondere Cointed. Nach einer Hausdurchsuchung im April in Kufstein wurde vergangene Woche das Wiener Büro durchsucht. Zahlreiche Festplatten wurden beschlagnahmt.

Die Kernfrage

Klären wollen die Ermittler, ob und welche Verbindungen es zwischen Cointed und Optioment gab – was sowohl R. als auch Thaler bestreiten. Es gilt die Unschuldsvermutung. Cointed-Wechselautomaten sollen bei Optioment-Info-Events aufgestellt gewesen sein. Laut Darstellung von Optioment-Anlegern soll R. aber in die Konzeption des Optioment-Zahlungsabwicklungssystems involviert gewesen sein. Es gebe Chatprotokolle, aus denen das hervorgehe.

Die Auswertung

Bis die Causa geklärt ist, könnte es dauern. Allein in Kufstein haben die Ermittler 13 Terabyte an Daten konfisziert. Diese werden nun durchforstet. Wenn dieser Prozess beendet ist, lässt sich möglicherweise auch klären, ob es die Sicherheitsrücklage von 35.000 Bitcoins gibt beziehungsweise ob es sie je gegeben hat und wo sie sich befindet. Sie wurde den Optioment-Anlegern als Einlagensicherung verkauft, was wohl die Seriosität des Systems unterstreichen sollte. (Bettina Pfluger, 30.7.2018)

Kryptowährungen erklärt von explainity
DER STANDARD