Einen "Unfug" nennt Islamwissenschafter Rüdiger Lohlker in einem Ö1-Interview die Einschätzung, dass der "Islamische Staat" besiegt sei. Die jihadistische Terrororganisation hat zwar ihr Territorium weitgehend verloren, aber nicht ihr ganzes Kapital: Viele IS-Kämpfer, ihre ebenso fanatisierten Frauen und ihre manchmal bereits indoktrinierten Kinder haben überlebt.

Die Geheimdienste aller Länder, aus denen IS-Anhänger in den Krieg gezogen sind, beobachten die Rückkehrer genau. Der Befund fällt gemischt aus: Manche haben sich vielleicht wirklich vom Jihadismus abgewandt, die psychischen Folgen dessen, was sie erlebt – und was sie getan – haben, sind jedoch nicht abzusehen. Andere hingegen bleiben ganz eindeutig eine Gefahr für die Gesellschaft.

Wenig weiß man über die Verfasstheit jener, die in irakischen und syrischen Gefängnissen sitzen. Auch ein paar Österreicher sind darunter. Populistische Vorstellungen, dass man ihnen einfach die Staatsbürgerschaft entziehen könnte, kollidieren mit einer rechtlich komplexen Lage. Etwa dass eine österreichische Staatsbürgerschaft nicht einfach entzogen werden kann, wenn der/die Betroffene dadurch staatenlos wird. Das mag viele ärgern, aber es gilt zu bedenken: Jeder Anflug von Willkür, auch bei einer derartig problematischen Gruppe wie IS-Anhängern, beschädigt ein hohes Gut. Beim Thema Staatsbürgerschaft darf es keinen Ermessensspielraum geben. (Gudrun Harrer, 29.7.2018)