Mit Leidenschaft die Berufung gefunden: Stephanie Theuringer.

Foto: Stefan Fürtbauer

"Unser landwirtschaftlicher Betrieb ist schon seit vielen Generationen in Familienbesitz. Ich habe mich dieser Tradition immer verbunden gefühlt, und es hat mir schon als Kind viel Spaß gemacht, wenn ich mit meinem Papa mit auf die Felder durfte. Eigentlich wollte ich damals schon Bäuerin werden.

Ich bin gerne in der Natur, und ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Pflanzen, besonders für jene, von denen man auch ernten kann …

Meine Eltern haben mich motiviert, zu studieren und mir auch andere Möglichkeiten, als unsere Landwirtschaft zu übernehmen, zu überlegen. Ich habe dann Verschiedenes ausprobiert, aber nebenbei auch in unserem Betrieb mitgearbeitet.

2013 habe ich dann gemeinsam mit meinem Bruder Johannes, der im Gegensatz zu mir auch eine landwirtschaftliche Ausbildung hat, den Betrieb übernommen.

Dass die Artischocken heute eine wichtige Rolle in unserer Landwirtschaft spielen, ist auch ein bisschen dem Zufall zu verdanken. Der erste Anbauversuch 2002 war eigentlich nur zur Eigenversorgung gedacht – Artischocken sind mein Lieblingsgemüse und ich wollte sie frisch aus meinem Garten ernten können.

Aus heutiger Sicht weiß ich, dass damals sehr viel Anfängerglück dabei war, dass dieser erste Versuch so gut geglückt ist.

Der Ehrgeiz war geweckt

Die Ernte war so reichlich, dass ich die Knospen an mehrere Restaurants geschickt habe – wobei hilfreich war, dass mein Vater damals Spargel vermarktet hat und es dadurch schon sehr gute Kontakt zur Gastronomie gab –, um ihr Feedback zu bekommen.

Und die Reaktionen waren nur positiv, viele hatten bis dahin noch nie so frisch geerntete Artischocken bekommen.

Damit war der Ehrgeiz geweckt, die Artischocken auf den Feldern anzupflanzen!

In den darauffolgenden Jahren gab es dann aber auch Schwierigkeiten und Rückschläge. Es war nicht einfach, herauszufinden, welche Sorten für unser Klima geeignet sind, wie viel Wasser und Nährstoffe die Pflanzen brauchen und all diese Dinge. Artischocken sind zwar Disteln, aber längst nicht so genügsam, wie man es bei einer Distelpflanze annehmen würde.

Auch gab es nicht viel Literatur darüber, in den traditionellen Hauptanbaugebieten ist die Artischocke ein typisches Wintergemüse, und daher ist auch die Kulturführung mit unserer einjährigen – die Pflanzen sind nicht winterhart! – Anbauweise nicht vergleichbar.

Es hat großen Spaß gemacht, herauszufinden, wie man Artischocken auch in Österreich kultivieren kann. Ich habe in diesen Jahren des Ausprobierens oft sehr skeptische Meinungen gehört – umso wichtiger war für mich, dass mich meine Eltern immer unterstützt haben und sie auch heute immer hinter uns stehen, wenn wir neue Ideen haben.

Die Artischocke ist kein "Allerweltsgemüse' und auch in der Küche eine ziemliche 'Diva', man muss schon wissen, wie man sie richtig zubereitet.

Buchautorin

Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist deshalb das Marketing. Vor ein paar Jahren habe ich das Buch 'Theuringers Artischocken. Eine Rezeptsammlung' herausgegeben, in dem bekannte Küchenchefs ihre Lieblingsrezepte mit Artischocken verraten. Mit Bruno Ciccaglione, einem italienischen Koch, übrigens ebenfalls Autor eines Buchs über Artischocken, veranstalte ich zweimal pro Saison den 'Tag der Artischocke'.

Wir verkaufen unsere Ernte ab Hof in Raasdorf und am Brunnenmarkt (bei Stauds Pavillon), doch die größte Menge wird an die Gastronomie direkt verkauft. Unter den Restaurants sind viele Kunden aus Salzburg, deshalb versuchen wir rechtzeitig zu Beginn der Festspielzeit mit der Ernte zu starten. Die Wiener Lokale kaufen dann meistens erst ab September größere Mengen.

Die Größenordnung, in der wir den Artischockenanbau betreiben, ist jetzt gerade richtig. So schaffen wir mit acht Mitarbeitern, die das ganze Jahr hindurch bei uns beschäftigt sind, die viele Arbeit im Sommer. Manchmal kommen noch ein, zwei Leute in der Saison dazu. So gelingt es mir auch, den Überblick über alle Abläufe von der Feldarbeit bis zum Verkauf zu haben. Ich brauche das Gefühl, wirklich 'Landwirtschaft' zu machen. Einen Spargelbetrieb mit 300 Saisonarbeitskräften zu führen, würde mir keinen Spaß machen, da verliert man schon den Kontakt zu den Dingen, die mir in der Landwirtschaft Freude machen.

Die Küchenchefs, die unsere Stammkunden sind, sind es gewohnt, dass ich sie während der Saison regelmäßig anrufe, und mir selbst ist es auch wichtig, mit meinen Kunden immer in Kontakt zu sein. Es ergeben sich sehr oft interessante Gespräche über Produkte, auch Inspirationen für neue Projekte. Durch die Artischocke habe ich viele interessante Menschen kennengelernt. Ein besonders Produkt führt auch zu besonderen Kontakten." (kbau, 30.7.2018)