Ausflügler können sich auf 32 Schienenkilometer zwischen den Ortschaften Lenti und Kistolmacs mehrmals täglich in die fast versunkene Welt der Waldeisenbahnen versetzen lassen.

Foto: APA/ANDREAS STANGL

Budapest/Graz – Anfang des vorigen Jahrhunderts gab es eine Vielzahl von ihnen. Heute sind sie in Europa eine Rarität: Die Waldeisenbahnen, die einst zur Verbringung von Holz aus den damals noch ausgedehnten Wäldern Europas zur Verarbeitung in Industrie und Gewerbe dienten. Oft wurden die Schienen rasch gelegt und nach wenigen Jahrzehnten wieder abgebaut.

Heute findet man sie fast nur noch in Russland im wirtschaftlichen Betrieb – und, in unmittelbarer Nähe zu Österreich, in des südwestungarischen Komitats Zala. Auf vergleichsweise noch ausgedehnten Waldflächen dient ein Streckennetz von 109 Kilometern bis zum heutigen Tag forstwirtschaftlichen Zwecken.

Fast versunkene Welt

Jährlich transportiert die im Staatseigentum stehende Forstgesellschaft Zalaerdö mit der Schmalspurbahn beachtliche 30.000 bis 35.000 Festmeter Holz. Bis 1945 waren Eisenbahn und die umliegenden Sägewerke Teil der die riesigen Grundbesitzungen des ungarischen Fürstenhauses Esterhazy.

Nebenbei gibt es in den Monaten von April bis September einen regelmäßigen Personenverkehr zu Tourismuszwecken. Ausflügler können sich auf 32 Schienenkilometer zwischen den Ortschaften Lenti und Kistolmacs mehrmals täglich in die fast versunkene Welt der Waldeisenbahnen versetzen lassen.

Zu empfehlen ist die Tour besonders an heißen Sommertagen, da ein größerer Teil der Strecke erwartungsgemäß durch den Wald führt und der Fahrtwind in den großteils offenen Waggons angenehme Kühle zufächelt. An beiden Endbahnhöfen sowie am Zwischenstopp in Csömöder kann man Snacks, Eis und kalte Getränke bekommen.

Nichts für Seekranke

Für Bahn-Enthusiasten gibt es als besonderes Schmankerl zwei rare Schienenkreuzungen mit Normalspurstrecke zu erleben. Dort ist auch für leichten Nervenkitzel gesorgt, wenn der Waldbahn-Schnauferlzug im Schritttempo über die querenden Schienen quietscht und schlingert, ist doch die zu kreuzende Strecke die Fernbahnlinie Zalaegerszeg-Redics. Touristen und Eisenbahnliebhaber mit starker Neigung zu Seekrankheit sowie solche mit Bandscheibenproblemen seien vor der Tour übrigens gewarnt.

Aufmerksame Waldbahn-Fahrgäste werden an mehreren Stellen entlang der Strecke Bohrtürme und Areale mit verschlossenen Bohrlöchern sichten. Es handelt sich um Zeugnisse der ungarischen Erdölvorkommen. Für Petrijünger und Badefreunde gibt es zwei Seen, wo sie ihren Vorlieben frönen können. Dazu bietet die Region eine Vielzahl an Gelegenheiten zum Wandern und Radfahren. (Andreas Stangl, APA, 30.7.2018)