Thomas Bene (54) ist 2011 aus dem gleichnamigen Familienunternehmen mit Sitz in Waidhofen/Ybbs ausgestiegen und hat vor zweieinhalb Jahren die Buerofreunde gegründet. Das Unternehmen plant Büros, richtet sie ein und arbeitet mit Firmen zusammen, die in Österreich bisher nicht vertreten sind.

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Die Buerofreunde sind auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisiert. Auch hier sind offene Strukturen sehr beliebt.

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STANDARD: Die neue Arbeitswelt kennt viele Modelle. Wenn ein Kunde zu Ihnen kommt und fragt: Wie sieht das perfekte Büro aus? Wie lautet Ihre Antwort?

Bene: Zuerst muss ich Gegenfragen stellen: Was tut die Firma? Welche Bereiche gibt es? Wie groß sind der Kommunikationsbedarf und die Kundenfrequenz? Hier kann man nichts verallgemeinern. Ein Großraumbüro kann für die eine Firma perfekt, für die andere eine Katastrophe sein. Es ist wie beim Einkaufen. Wer im Geschäft ein Kleid kaufen will, wird auch vom Verkäufer hören: Für welchen Anlass?

STANDARD: Wie sehr hängt es vom Management ab, ob ein Büromodell funktioniert?

Bene: Das ist tatsächlich alles eine Frage der Kultur. Gute Firmen zeigen sie auch durch die Art der Einrichtung und der Arbeitsweisen. Es braucht Aufgeschlossenheit, um zu verstehen, dass jemand, der auf dem Sofa sitzt und Zeitung liest oder mit dem Kollegen Kaffee trinkt, trotzdem arbeitet – nur auf eine andere Art. Oft heißt es dann aber "der hackelt ja nix".

STANDARD: Großraum- oder Einzelbüros – was wird derzeit stärker nachgefragt?

Bene: Der Großteil der Kunden will offene Strukturen. Wenn man die Leute in kleine Zimmerchen einsperrt, reden sie nicht miteinander. Bei uns gibt es ja vor allem Gruppenbüros und keine klassischen Großraumbüros wie in Amerika, in denen 140 Leute auf einmal sitzen.

STANDARD: Was sind die Vorteile?

Bene: Im Gruppenbüro geht arbeiten in Blickgeschwindigkeit. Ich sehe, ob der Kollege da ist, muss nicht anrufen oder hingehen. In Gruppenbüros schreiben die Menschen um 18 Prozent weniger E-Mails an ihre Kollegen.

STANDARD: Setzen sich Desksharing und Clean-Desk-Politik in Zukunft durch?

Bene: Wenn Mitarbeiter jeden Tag im Büro sind, ist das nicht sinnvoll. Gibt es viel Außendienste, hat ein Unternehmen dadurch auf jeden Fall Vorteile.

STANDARD: Weil so gespart wird?

Bene: Aufs Geld zu schauen ist grundsätzlich nicht falsch. Was eingespart wird, kann anderswo investiert werden. Weniger Fläche ist ja auch effizienter.

STANDARD: Sind die Österreicher neuen Arbeitsmodellen insgesamt weniger aufgeschlossen? Am Erste Campus soll es ja Mitarbeiter geben, die nun eine Stunde früher in die Arbeit gehen, um erst recht wieder jeden Tag auf demselben Platz zu sitzen.

Bene: Es ist eher eine Frage der Unternehmenstradition. Die Erste Bank hat teilweise feudal am Graben residiert, jeder Mitarbeiter hatte seinen eigenen Bereich. Die kommen aus einer ganz anderen Welt, für viele war das ein Kulturschock. Es liegt nicht am Konzept, das ist an sich gut. Die Österreicher sind auch lernfähig.

STANDARD: Inwiefern?

Bene: In Waidhofen/Ybbs wurde vor Jahren der Magistrat umgebaut und innen viel mit Glaswänden gearbeitet. Für die Mitarbeiter war das am Anfang furchtbar, da hätte es beinahe Schlägereien gegeben. Nach zwei Monaten hat jemand zu ihnen gesagt: Ihr habt ja nichts zu verstecken, ihr seid fleißig und fesch, ihr könnt euch ja sehen lassen und stolz auf eure Arbeit sein. Ab dann sind die Mitarbeiter mit einer großen Freude ins Büro gegangen, haben sich jeden Tag herausgeputzt. Seither ist das Projekt in Waidhofen immer das Positivbeispiel für offene Strukturen.

STANDARD: Welche Unternehmen investieren das meiste Geld in ein gutes Büro?

Bene: Oft heißt es in der Branche, Freiberufler geben viel Geld fürs Büro aus. Dabei gibt es viele, die gerade in dem Punkt sparen, weil sie zum Beispiel erst kürzlich eine Firma gegründet haben. Auch Banken und Versicherungen investieren nicht immer viel, sie schauen erst recht aufs Geld. Teuer muss Büroeinrichtung im Übrigen nicht sein, unsere Einstiegspreise liegen auf Ikea-Niveau. (Bernadette Redl, 31.7.2018)