Bild nicht mehr verfügbar.

Für Lidl bringt eine Schule im selben Gebäude einerseits Kunden, andererseits die notwendige Genehmigung für den Bau.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

London – Es handelt sich um ein interessantes Gebäude, das im Londoner Stadtteil Twickenham entsteht. Der deutsche Diskonter Lidl baut auf 1.100 Quadratmetern ein Hybrid aus Schule und Supermarkt. Wenn künftig Menschen im Erdgeschoß Lebensmittel einkaufen, werden im ersten und zweiten Stock die Schüler der Deer Park School unterrichtet. 420 Kinder sollen die Grundschule besuchen, wie das deutsche "Handelsblatt" berichtet.

Dass eine Schule ein gewisses Kundenpotenzial mit sich bringt, ist für Lidl sicherlich angenehm, jedoch nicht mehr als ein Nebeneffekt. Die bürokratische Not zwingt die deutsche Supermarktkette zu diesem Schritt. Genehmigungen für attraktive Standorte sind immer schwieriger zu bekommen, deshalb werden Stadtverwaltungen mit dem Bau von gemischten Immobilien geködert. Supermarkt gekreuzt mit Schule, Studentenheim oder Wohnungen – das erhöht die Chancen auf einen positiven Bescheid.

3.000 Wohnungen geplant

In England hat Lidl bereits 2008 damit begonnen, sich auf diese Art im "Wohnungsbau" zu engagieren. 300 Wohnungen sind so bereits entstanden, weitere 3.000 sind für die kommenden Jahre geplant. Hotels und Büros seien Unternehmensangaben zufolge auch ein Thema. Insgesamt will der Diskonter heuer 50 neue Märkte in Großbritannien eröffnen.

Nicht nur Lidl hat diesen Weg der Standortsicherung für sich entdeckt. Auch andere große Supermarktketten wie Tesco, Sainsbury’s und Morrisons haben hunderten Wohnungen sozusagen einen Supermarkt vor die Haustür gebaut.

Situation in Deutschland und Österreich

Supermarktbetreiber in Deutschland haben den Trend ebenso für sich entdeckt. Immer mehr Wohnungen und Büros befinden sich über Supermärkten, Lidl ist diesbezüglich "Marktführer". Insgesamt seien mehr als 2.000 Einheiten in Frankfurt, Hamburg, München und Berlin in der Vorbereitung", zitiert das "Handelsblatt" Alexander Thurn, den Geschäftsleiter von Immobilien Lidl Deutschland.

"Wir sind permanent auf der Suche nach vielversprechenden neuen Immobilien und Flächen. Mit verschiedenen Filialkonzepten reagieren wir dabei auf die unterschiedlichen Bedürfnisse des jeweiligen Standorts", sagt Christian Schug, Vorsitzender der Lidl-Geschäftsleitung. In Österreich plant das Unternehmen aktuell sechs derartige Filialen – drei davon in Wien, zwei in der Steiermark (Graz und Seiersberg) und eine in Linz. Die oberen Etagen sollen für Wohnungen, ein Hotel und auch einen Kindergarten genutzt werden. Fünf der sechs Filialen bekommen zusätzlich eine Parkgarage. (red, 30.7.2018)