Aphrodice Mutangana ist Leiter des Innovationszentrums K-Lab in Kigali.

Foto: Berlin Producers

Eine Schulklasse in Ghana arbeitet mit einem Experimentierkasten von Dext Technologies.

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Roy Ombatti stellt mit seinem 3D-Drucker Ersatzteile her.

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Im digitalen Zeitalter neue Perspektiven zeigen will Geraldine de Bastion. Die Netzwerkerin und Kuratorin der Berliner Internetkonferenz Re:Publica reiste für die Doku "Digital Africa – Ein Kontinent erfindet sich neu" – Dienstag, 22.45 Uhr auf Arte – nach Ghana, Ruanda und Kenia, um sich dort digitale Projekte anzusehen und mit ihren Gründern zu sprechen.

"Wir müssen mit alten Mustern brechen", sagt sie, "weg von 'Wir hier im Norden oder Westen schütten den Süden mit unseren technischen Lösungen zu'". Erste Station im Film von Bettina Haasen und Elke Sasse ist Kenia. In der Hauptstadt Nairobi ist sie mit dem Uber-Taxi unterwegs, stellt unter anderem die Open Source-Anwendung Ushahidi vor, die etwa Zeugenaussagen bei den Wahlen 2017 visualisierte. Mehr als 6.000 Menschen hätten damals über Unregelmäßigkeiten berichtet. "Wir verschaffen Menschen Gehör, Aussagen werden überprüft und auf interaktiven Karten dargestellt", erzählt eine Sprecherin. Genutzt wurde die Anwendung etwa auch beim Erdbeben in Haiti oder von Umweltaktivisten während der Deepwater-Horizon-Katastrophe.

Verkauft an Kapitalfonds

De Bastion besucht auch iHub, ein Innovationszentrum in Nairobi, das 2010 gegründet, anfangs von Mitgliedern finanziert und 2017 an einen Kapitalfonds verkauft wurde. Nicht näher beleuchtet wird, welche Auswirkungen dieser Verkauf hatte, was sich dadurch für Projekte und Personen verändert hat. Generell erfährt man in der Doku einiges darüber, wie einzelne Produkte funktionieren. Mehr Hintergründe etwa über Finanzierung oder detaillierte Angaben, wie viele Menschen die Anwendungen tatsächlich nutzen, bietet sie nicht.

Gasflaschen mit Messgerät

In Kenia sei es schwierig, gute Prototypen zu bauen, erzählt ein Unternehmer von Gearbox, dieses Start-up stellt etwa Mikroskope mit 3D-Druckern her. Große Unternehmen wie Philips oder Siemens würden Gearbox besuchen, um herauszufinden, wie afrikanische Konsumenten ticken. Weiter geht die Fahrt nach Kibera, Kenias größtem Slum, und zu Pay Go Energy. Das Unternehmen liefert Gasflaschen mit einem Messgerät, bezahlt wird nur, was tatsächlich verbraucht wird. Zielgruppe: vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen.

In Ruanda erhalten junge Gründer staatliche Unterstützung, junge Menschen werden IT-geschult, erfährt de Bastion. Probleme bei der Digitalisierung gibt es es freilich auch dort. So wächst die Zahl der Mobiltelefonnutzer rasant, das Stromnetz sei aber recht unzuverlässig. Mobile Kioske mit Solarstrom sollen hier Abhilfe schaffen. Eine weitere Station ist ein Zuckerrohrfeld, wo Felder mittels Drohnen beobachtet werden. Schädlingsbefall oder andere Unregelmäßigkeiten könnten so viel früher festgestellt werden.

Energie, Wille, Vibes

Ghana, letzte Station der Reise: Die digitale Szene dort sei dezentralisiert und sehr vernetzt, nur 16 Prozent der Menschen haben Internetzugang, viele Projekte entstehen vor allem in Eigenregie. Die Doku stellt etwa ein Projekt zu digitalen Krankenakten oder Experimentierkästen für Schüler ebenso vor wie die Plattform Farmerline. Dieses IT-Unternehmen liefert Bauern via Sprachnachricht Wetterprognosen oder auch Infos für ihre Region aufs Handy. "Den Feldern geht es jetzt besser", erzählt ein Nutzer, auch weil Farmerline etwa gute Düngemittel empfohlen habe.

"Die Energie ist da, die Vibes sind da, der Wille ist da, die Technologie ist beinahe komplett da", sagt Nanjira Sambuli von der World Wide Web Foundation. Jetzt gehe es darum, das alles zusammenzubringen und den Menschen zugänglich zu machen. (Astrid Ebenführer, 31.7.2018)