Debatten, die einmal vom Zaun gebrochen sind, kann man nicht mehr stoppen. Und sie lassen sich auch nur schwer steuern: ORF-Anchor Roman Rafreider wollte mir gegen den Vorwurf des "Zur-Schau-Stellens" zur Seite springen und attestierte mir (freundlich, aber doch zu Unrecht) "Uneitelkeit", weil man "ein Bäuchlein" sähe, ich mir aber "nix pfeife".
Die seltsame Dynamik derartiger Diskurse bedingt, dass sich Rafreider und Michael Wernbacher, der Betreiber des Laufschuhladens We Move, dann allen Ernstes in die Haare gerieten: Wernbacher erklärte mein "Bäuchlein" zur Muskeldecke und zu einem nicht komplett definierten Sixpack. Eh lieb gemeint, aber Rafreiders Blick-Befund stimmt schon. Und eine Wiener Fotografin wies darauf hin, dass in der Antike Sport nur von von gänzlich nackten Männern und so weiter.
Nebenbei: Das Bild hier vor dem Theseustempel – war gestellt. Dort, wo ich die Stadt als Stadt wahrnehme und erlebe, ziehe ich mir das Shirt nicht aus. Das ist keine Frage Ästhetik, sondern des guten Benehmens.
Ich muss mich nicht bis ins kleinste Detail mit Dresscodes und Kleidungsvorschriften auskennen – und will das auch nicht: In einem früheren Job wurde ich an einem heißen Junifreitag von einem Mitglied der Geschäftsführung offiziell gerüffelt. Ich war (auf dem Rad) mit kurzer Hose ins Office eingeritten: Der "Casual Friday" gelte nur während der Schul-Sommerferien. Offene Schuhe (ich trug Sneakers) seien bei Männern übrigens generell verboten. Seine Assistentinnen hatten die Oberhoheit über die Einstellung der Klimaanlage – und trugen Riemchensandalen, Trägertops und Minirock. Die Fenster im Büroturm ließen sich nicht öffnen.
Dort, wo ich derzeit arbeite, rennt jede und jeder herum, wie er oder sie grad lustig ist. "Dresscode?", hatte ich beim Einstellungsgespräch gefragt. "Angezogen: Es zählt, was einer auf dem Kasten hat, nicht was drin hängt", sagte der CEO – und zog irritiert die Augenbraue hoch.
Aber Sie haben recht: Ich schweife ab.