In "The Bleeding Edge – Das Geschäft mit der Gesundheit" auf Netflix zeigt Regisseur Kirby Dick Einzelschicksale, für die sich weder FDA, Politik noch Medizin interessieren.

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Drei Kinder sind genug. Auf Empfehlung ihres Arztes ließ sich Angie Firmalino die Sterilisationsspirale Essure einsetzen. Es sei die neuste Methode, einfach und ohne Komplikationen. Schwanger wurde sie nicht mehr. Dafür kämpft sie bis heute mit ununterbrochenen Blutungen, Unterleibsschmerzen, starker Migräne, Gelenkbeschwerden – und 18 Operationen, in denen versucht wurde, die Einzelteile der eingeführten Spirale zu entfernen. Und sie ist nicht allein.

Eigentlich sollten medizinische Innovationen das Leben der Menschen verbessern. Die neue Netflix-Doku "The Bleeding Edge – Das Geschäft mit der Gesundheit" zeigt jedoch erschreckende Beispiele, wie nur oberflächlich getestete medizinische Hilfsmittel das Leben vieler ruiniert haben. Während neue Medikamente in den USA ausführliche Untersuchungen durchlaufen müssen, um auf den Markt zu kommen, werden medizinische Geräte von der FDA (Food and Drug Adminis tration) zu oft nur durchgewunken. Die boomende Medizinbranche erweist sich als milliardenschweres Geschäft, dessen hoher Innovationsdruck verheerende Konsequenzen für Patienten haben kann.

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Innere Blutungen, Schnitte in Geschlechtsteile, heraushängende Organe – Regisseur Kirby Dick schockiert mit tragischen Einzelschicksalen und lässt einen den nächsten Krankenhausbesuch zweimal überlegen. Einseitig zeigt er nur die nichtfunktionierenden Innovationen, Gegenstimmen fehlen dabei größtenteils – vermutlich bewusst. Dick konzentriert sich auf eine Handvoll alleingelassener Opfer, für die sich weder FDA, Politik noch Medizin interessieren. Vor allem aber löst er mit der Thematik eine Diskussion aus und sensibilisiert. (Hannah Weger, 31.7.2018)