Vor den Wahllokalen bildeten sich am Montag lange Schlangen.

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Millionen von Simbabwern haben am Montag ihre Stimme auf einem Wahlzettel abgegeben, der zum ersten Mal in der Geschichte des vor 38 Jahren unabhängig gewordenen südafrikanischen Staates nicht den Namen Robert Mugabe enthielt. Bereits lange vor der Öffnung der Wahllokale um sieben Uhr früh hatten sich in den Townships der Hauptstadt Harare lange Schlangen vor den Abstimmungsorten gebildet. Bis zu Redaktionsschluss wurden von den 11.000 Stimmabgabeplätzen kaum Zwischenfälle gemeldet.

Umfragen sehen ein sehr knappes Ergebnis voraus: Dem 75-jährigen Chef der regierenden Zanu/PF-Partei Emmerson Mnangagwa, der sich im vergangenen November an die Macht geputscht und seinen damals 93-jährigen Vorgänger Robert Mugabe in den Ruhestand geschickt hatte, werden rund 40 Prozent der Stimmen vorausgesagt. Dagegen soll der 40-jährige Chef der oppositionellen Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC), Nelson Chamisa, auf rund 37 Prozent der Stimmen kommen. Zwanzig Prozent der befragten Wähler waren noch unentschieden. Erhält keiner der beiden Favoriten unter den 23 Kandidaten eine absolute Mehrheit, wird eine Stichwahl entscheiden: In deren Verlauf könnte es wie bereits vor zehn Jahren zu Gewalttaten, vor allem vonseiten der Regierungspartei, kommen. Damals waren mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen und über 800 misshandelt worden, bevor Oppositionschef Morgan Tsvangirai seine Kandidatur zurückzog.

Wirtschaft danieder

Mnangagwa, ein ehemaliger enger Vertrauter Mugabes, versprach im Wahlkampf die weitere demokratische Öffnung des Landes und kündigte eine Verbesserung der Beziehungen zu westlichen Staaten an. Das "Krokodil", wie der einstige Scharfmacher seiner Partei im Volksmund genannt wird, erhofft sich vom Westen ein Ende der Wirtschaftssanktionen und Hilfe beim Wiederaufbau der verheerten Ökonomie des Landes.

Erstmals seit 18 Jahren ließ Mnangagwa auch wieder Wahlbeobachter aus dem westlichen Ausland zu: Die EU ist mit einer 140-köpfigen Mission vertreten. Bereits im Vorfeld der Abstimmung warf die Opposition der dem Namen nach Unabhängigen Wahlkommission und der Regierungspartei zahlreiche Manipulationen vor: Die MDC hält sich damit auch die Möglichkeit offen, die Ergebnisse des Urnengangs nachträglich anzufechten.

Bei der Stimmabgabe in einer Township von Harare wollte MDC-Chef Chamisa keine andere Möglichkeit als einen Triumph seiner Oppositionsallianz in Erwägung ziehen: "Der Sieg ist sicher", sagte Chamisa: "Das Volk hat gesprochen." Der Anwalt und Prediger hatte den Simbabwern im Wahlkampf unter anderem Hochgeschwindigkeitszüge und die Austragung der Fußballweltmeisterschaft versprochen. Kritiker werfen dem charismatischen Jungpolitiker vor, "noch nicht regierungsreif" zu sein.

Ebenfalls in einer Township Harares gab auch der 94-jährige Ex-Präsident Mugabe seine Stimme ab: Dass sich sein Name erstmals nicht auf dem Wahlzettel befand, sei "traurig, aber Wirklichkeit", sagte der 37 Jahre lang regierende Gründungspräsident Simbabwes. Bereits am Sonntag hatte Mugabe vor der Presse Mnangagwa gegeißelt: "Ich kann meine Stimme nicht meinen Peinigern geben", sagte der entmachtete Autokrat. Er hoffe, dass die derzeitige "Militärregierung" abgewählt und das Land wieder verfassungskonform regiert werde. Mugabe deutete dabei an, dass er seine Stimme eher Oppositionschef Chamisa geben werde: Ob diese Wahlhilfe der Opposition schadet oder nützt, wird sich bis spätestens Freitag herausstellen. Bis dahin müssen die Ergebnisse bekanntgegeben werden.(Johannes Dieterich aus Harare, 31.7.2018)